Künstliche Intelligenz: Die Zukunft der Logistik

13.01.2020 by Ümit Günes

Containerhafen aus der Vogelperspektive


Die Digitalisierung, vor allem Künstliche Intelligenz (KI), wird die Prozesse der Industrie grundlegend verändern. Vorreiter ist dabei die Logistik, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML.

Fachkräftemangel, Zeitdruck und fundierte Entscheidungen schnell treffen: Bei diesen und vielen anderen Herausforderungen soll Künstliche Intelligenz (KI) die Wirtschaft in Zukunft unterstützen. Mit dem Aktionsplan „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität“ will die Bundesregierung unter anderem den Ausbau einer leistungsstarken digitalen Infrastruktur vorantreiben. Ein Ziel: Dank Digitalisierung und KI die Straßen entlasten und die Verkehrsteilnehmer intelligent vernetzen. Laut Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, hat aber gerade die Logistik großes Potenzial, den Weg für die Einführung von Künstlicher Intelligenz für die gesamte Industrie zu ebnen. Denn: „Logistik ist vollständig „algorithmierbar“, es liegt ihr gewissermaßen in den Genen“, sagt ten Hompel.

Die Logistik als Wegbereiter der Künstlichen Intelligenz

Was bedeutet das konkret? Die Prozesse in der Logistik, sprich, die richtigen Waren zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu befördern, sind meist standardisiert. Die Vernetzung und Optimierung dieser Schritte ist allerdings hoch komplex – somit ein ideales Spielfeld für Künstliche Intelligenz. Mit Hilfe von KI könnte die Logistik in Zukunft äußerst komplexe Prozesse auf der gesamten Wertschöpfungskette steuern und beispielsweise die Herstellung von individuellen Produkten (Losgröße-1-Produktion) in kurzer Zeit ermöglichen. Zudem hat die Logistik zahlreiche Berührungspunkte zu anderen Branchen wie Baugewerbe, Handel oder Handwerk. Laut ten Hompel sei die Logistik demnach die Grundlage für den freien Welthandel. Funktionieren hier Prozesse auf Basis von Künstlicher Intelligenz, schaffe die Logistik gleichzeitig eine technologische Grundlage für weitere Branchen.

Doch die Praxis sieht aktuell anders aus: Laut Digitalisierungsindex 2019 der Telekom, ist für 47 Prozent der Befragten das Thema KI noch nicht relevant, 19 Prozent haben konkrete Pläne für die kommenden zwei Jahre. Ein fehlender Überblick über die Supply Chain ist aber nicht günstig: Laut einer Studie des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) verursachte im Jahr 2018 jede fünfte Lieferkettenunterbrechungen einen Schaden von bis zu einer Million Euro oder mehr. Die Lösung: Digitalisierte Supply Chains, die von jeder Station der Produktion bis zum Kunden in Echtzeit transparent einsehbar sind. Die Voraussetzung: Eine intelligente Vernetzung der einzelnen Schritte auf der Supply Chain von der Produktion über den Transport bis hin zum Kunden.

Internet of Things für Supply Chains

Einzelne Prozessschritte der Logistikbranche – wie die Produktion am Fließband oder die Warenbeschaffung in der Intralogistik – sind bereits heute weitestgehend standardisiert und digitalisiert. Beispielsweise mit intelligenten Trackern und Sensoren.

Vernetzte Tracker, wie der Low Cost Tracker von T-Systems, zeigen in Echtzeit, wo sich die Waren befinden, melden Erschütterungen, reagieren, wenn sich die Umgebungstemperatur ändert oder signalisieren, wenn sich beim Transport die vorgegebene Route ändert. Auch smarte Buttons finden bereits Anwendung in der Logistik und sorgen für verkürzte Warte- und Liegezeiten. Wie der IoT Service Button von T-Systems. Auf Knopfdruck lassen sich hiermit unterschiedliche Prozesse anstoßen, wie Materialien nachbestellen oder technische Störungen melden.


 

Daten teilen für transparente Supply Chains

Eine solche vollständige Vernetzung gelingt nur, wenn die Beteiligten einer Supply Chain ihre Daten transparent austauschen. „Daten sind umso wertvoller, je besser sie beschrieben sind und je mehr sie getauscht und verarbeitet werden. Wir müssen also die Frage beantworten, wie dieses Datengold echtzeitnah gefördert und souverän und eigenverantwortlich gehandhabt werden kann“, sagt ten Hompel. Für eine vollständige Digitalisierung der Supply Chain müssen also alle Beteiligten ihre Daten transparent austauschen – vom Sensor am Lagerregal eines Zulieferers in Größe einer Euromünze bis zu den Koordinaten des Containerschiffs, das die Waren über den Atlantik transportiert. Die Voraussetzung sind sichere Plattformen. Denn nur Unternehmen, die aktiv ihre Daten austauschen, haben die Chance auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Solche Plattformen gibt es heute schon. Auf dem Data Intelligence Hub von T-Systems können Unternehmen ihre Daten sicher managen, für andere Teilnehmer bereitstellen und monetarisieren. Das können Geokoordinaten, wie Wetter- oder Staudaten sein, um das Versenden von Waren besser planen zu können. Aber auch Messdaten von unterschiedlichen Maschinen. Doch längst noch nicht alle Unternehmen, die an Supply Chains beteiligt sind, nutzen diese Plattformen. Laut ten Hompel ein Fehler: „Wer versucht, als arriviertes Einzelunternehmen alleine die Welt zu beglücken, unterliegt einer spätkapitalistischen Romantik vergangener Zeiten und wird bald nur noch die Pakete für andere durch die Gegend fahren.“

Wie Künstliche Intelligenz die Industrie 4.0 beeinflussen wird

In seiner Vision werden alle Industrieunternehmen ihre Daten auf solchen Plattformen veröffentlichen und austauschen. „Wir halten alles in den Händen, um eine totale Plattformökonomie Wirklichkeit werden zu lassen – nicht nur in der Logistik“, sagt ten Hompel. Eine solche intelligente und globale Plattformökonomie könnte in Zukunft die Grundlage für weitere Technologien, wie Smart Contracting, Distributed Ledger Technologien oder Blockchain sein.

Damit Europa bei diesen Entwicklungen nicht hinter den USA oder China zurückbleibt, rät ten Hompel bereits heute in die Entwicklung entsprechender Plattformen und Algorithmen zu investieren. Denn den Titel „Logistikweltmeister“ werde nur gewinnen wer bereit ist, sich zu öffnen und an neutralen Plattformen mitzuwirken.

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML beschäftigt sich mit der ganzheitlichen Logistikforschung und betrachtet dabei die Entwicklung der inner- sowie außerbetrieblichen Logistik.

Das Institut forscht nicht nur an konkreten Lösungen für die unmittelbare Nutzung in Unternehmen, sondern betreibt auch langjährige Forschung an komplexen Sachverhalten rund um die Logistikbranche. Bereits vor etwa 15 Jahren entstand hier die Idee vom Internet of Things für die Logistik. Heute ist ein zentraler Bestandteil der Forschung am Fraunhofer-Institut, ein möglichst unkomplizierter Zugang zum Internet of Things für Unternehmen.

Doch das Themenspektrum ist weit: Insgesamt 315 Wissenschaftler und 250 Doktoranden und Studierende forschen am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik beispielsweise zu den Technologien Künstliche Intelligenz, Ressourcenlogistik oder Verkehrssysteme.

Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel ist geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Seine bekannteste Entwicklung ist die Shuttletechnologie in der Intralogistik. Weiterhin gilt er als Wegbereiter des Internet of Things in Deutschland. Seit 2012 ist er Teil der Logistics Hall of Fame.


 

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Ümit Günes
Ümit Günes

IoT Marketing Manager

Seit 2008 ist Ümit bei der Telekom tätig und verfügt über umfassendes Wissen in vielen Bereichen des Internet of Things. Sein besonderes Interesse gilt der Digitalisierung des Geschäftskunden. In diesem Blog teilt er aktuelle Entwicklungen und Trends aus der IoT-Welt, die für Kunden echten Mehrwert bieten.