5G-Start-ups: AR-Gaming to go
5G und Edge Computing ebnen den Weg für neue innovative Branchenlösungen. Die Deutsche Telekom fördert Start-ups auf ihrem Weg zum Pionier. Teil 2 unserer Praxis-Serie.
Es begann im Sommer 2014: Bewaffnet mit ihren Smartphones durchkämmten Massen von Menschen weltweit Innenstädte, Parks und Wälder auf der Jagd nach Pikachu und anderen wilden Digitalwesen. Grund für den Hype: Das Augmented-Reality-Game Pokémon Go, dessen Machern es gelang, ein neues Spieleerlebnis für Smartphones zu kreieren. Dabei verknüpften sie die reale mit der virtuellen Welt und brauchten dafür nicht einmal Datenbrillen. Pokémon Go fügt einfach in das Bild der Smartphone-Kamera kleine bunte Monster ein – fertig ist das AR-Erlebnis.
Spätestens seit diesem durchschlagenden Erfolg ist Augmented Reality (AR) ein Markt mit hohem Wachstumspotential: Der US-Marktforscher IDC beispielsweise rechnet bis 2021 weltweit mit einem Gesamtumsatz von 108 Milliarden US-Dollar für AR und VR. Und so ziehen heute Ritter in virtuelle Mittelalter-Schlachten, kämpfen Zauberer im Harry Potter-Universum gegen magische Kreaturen und stürzen sich Abenteuerlustige in wilde Achterbahnfahrten. Die Phantasie für (mobile) AR-Games ist grenzenlos, ebenso das Spieleerlebnis – solange alles reibungslos läuft. Denn AR-Games wie Pokémon Go funktionieren nach dem Geo-Caching-Prinzip. Dabei sollen Spieler kleine Monster finden, die sie überall auf der Welt einfangen müssen. Die Position dieser Monster ändert sich ständig und wird vom Betreiber des Spiels festgelegt. Um die Monster zu finden, müssen die Spieler also eine schnelle und stabile Internetverbindung haben, damit sie die Positionsdaten der Monster empfangen können.
Denn sonst stockt das Spiel oder friert ein – und die Gamer verlieren nicht nur ihren Vorsprung gegenüber anderen, sondern auch die Lust. Ein wichtiger Faktor spielt dabei Latenz, also die Zeit, die ein Signal vom Smartphone zum Spielebetreiber und zurück benötigt. Ist die Verbindung zu langsam, können Anwendungen wie Pokémon Go ruckeln oder gar ganz abstürzen. Damit die Latenz also nicht zum Spielverderber wird, setzen Entwickler auf 5G.
LATENZ SPIELT HAUPTROLLE FÜR MOBILES AR- UND VR-GAMING
Der neue Mobilfunkstandard 5G basiert auf drei Schlüsselfunktionen: einem hohen Datendurchsatz, geringen Latenzen und einer lückenlosen Netzabdeckung. Hohe Download- und Upload-Raten von bis zu 10 Gbit/s schaffen dabei mehr Spielraum für große zu transportierende Datenmengen von AR- und VR-Anwendungen. Die Laufzeit der Signale, sprich die Latenz, ist allerdings noch wichtiger als die schiere Datenmasse, die ein Netzwerk übertragen kann. Liegt im aktuellen LTE-Netz die Latenzzeit zwischen 20 und 80 Millisekunden, fällt die Verzögerung bei 5G auf eine Millisekunde. Da ruckelt oder hakt nichts mehr.
Geringe Latenzen verbessern allerdings nicht nur die Nutzererfahrung, sondern machen zugleich teure Hardware überflüssig. Denn die notwendige Rechenleistung – etwa für aufwändige Grafik – erfolgt künftig nicht mehr auf dem Smartphone des Nutzers selbst, sondern in dezentralen Rechenzentren. Möglich macht das Edge Computing (siehe Kasten). Für eine hohe Performanz in der Datenübertragung gehen 5G und Edge Computing Hand in Hand.
5G-TESTUMGEBUNG FÜR START-UPS
Wie Anwendungen von 5G profitieren, testen derzeit 18 verschiedene Start-ups im Tech-Inkubator hub:raum der Deutschen Telekom in Berlin. „Hier können sie erste Live-Erfahrungen sammeln, wie sich ihre Applikationen im 5G-Netz verhalten“, sagt Andreas Droste, Innovation Manager bei T-Systems. „Auf Basis der Live-Daten entwickeln die Start-ups erste Prototypen für die Industrie 4.0, die Entertainment- oder Gaming-Branche.“ Darunter auch das Berliner Start-up forwARdgame, das AR-Games für Smartphones und Tablets entwickelt. „Wir wollen Gamern ein völlig neues Spielerlebnis bieten“, sagt Tim Friedland, CEO von forwARdgame. „Damit virtuelle Elemente mit der realen Umgebung verschmelzen, sind wir auf die niedrigen Latenzen des 5G-Netzwerks angewiesen.“ Outdoor-Aktivitäten und die Interaktion mit anderen Spielern stehen für das fünfköpfige Team im Fokus. Dafür entwickelt das Start-up Active-AR-Technologien, so dass Benutzer aktiv mit virtuellen Objekten in einem Mixed-Reality-Erlebnis interagieren können.
Von Qualität und Fun-Faktor der AR-Spiele konnten sich Besucher beim diesjährigen 5G Ecosystem Summit überzeugen, die das Start-up prompt zu einem der drei Gewinner kürten. Nun entwickelt das Start-up gemeinsam mit der Telekom neue Geschäftsmodelle für innovativen Branchen-Lösungen. Denn als Preisträger des 5G Summits profitieren die Berliner von weiteren Fördermaßnahmen im T-Systems Innovation Center.
Wie 5G natürliche Interaktion in virtuellen Schulungen ermöglicht, zeigt unser nächster Blog-Beitrag zum Start-up SenseGlove.
hub:raum
hub:raum ist der Tech-Inkubator der Deutschen Telekom für die digitale Start-up-Szene. Die Fördermaßnahmen reichen von Seedfinancing über bereitgestellte Büroflächen bis hin zu Netzwerk-Veranstaltungen und Verbindungen zu den einzelnen Geschäftsbereichen des Bonner Providers. Zudem unterstützen Telekom-Experten und Business-Mentoren Technikunternehmen und schnell wachsende Start-ups dabei, Geschäftsmodelle für ihre innovativen Lösungen aufzusetzen und Prototypen mit Blick auf den Kundennutzen für unterschiedliche Branchen weiterzuentwickeln. Inzwischen ist das Start-up-Programm in Berlin, Krakau und Tel Aviv vertreten.
Regelmäßig identifiziert die Deutsche Telekom digitale Schwerpunktthemen und gründet spezielle Prototyping-Programme. Um Entwicklung und Rollout in Europa voranzutreiben, stand 2017 ganz im Zeichen von NarrowBand IoT. Im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Start-ups im hub:raum Prototyping Programm mit LTE-M.
Edge Computing
Wenn ein Smartphone oder ein anderes IoT-Device eine Anfrage in die Cloud schickt und erst darauf warten muss, bis eine Antwort aus einem weit entfernten Rechenzentrum zurückkommt, dauert das oft viel zu lange. Das gilt besonders für Anwendungen, bei denen es auf Echtzeit-Reaktionen ankommt – wie zum Beispiel das autonome Fahren oder Augmented-Reality-Games. Edge Computing schafft hier Abhilfe: Edge Devices sitzen an vielen Stellen des Netzes und somit oft näher am Nutzer als das Rechenzentrum der Cloud. Darum können sie viel schneller antworten als die Cloud. Somit werden Latenzen erheblich verkürzt. Deshalb gilt Edge Computing als Schlüsseltechnologie für das Internet der Dinge. Denn es sorgt nicht nur für schnellere Antworten, sondern entlastet auch das Netz. Und das ist auch bitter nötig: Laut einer aktuellen Studie soll die weltweite Datenmenge bis zum Jahr 2025 auf 175 Zettabytes ansteigen.
Pamela Buchwald
IoT Marketing Communication Manager
Pamela Buchwald ist seit 2016 Teil des Telekom Kosmos und mit dem Bereich Internet der Dinge bestens vertraut. Von allgemeinen IoT Trends bis hin zu Branchen-Know-how und vernetzter Mobilität beleuchtet sie hier auf dem Blog spannende Themen rund um vernetzte Dinge.
Pamela Buchwald
IoT Marketing Communication Manager
Pamela Buchwald ist seit 2016 Teil des Telekom Kosmos und mit dem Bereich Internet der Dinge bestens vertraut. Von allgemeinen IoT Trends bis hin zu Branchen-Know-how und vernetzter Mobilität beleuchtet sie hier auf dem Blog spannende Themen rund um vernetzte Dinge.
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