5G-Start-ups: Arbeiten in virtueller 3D-Welt
Dank 5G und Edge Computing erhalten Technologien wie Augmented Reality Einzug in unseren Alltag. Teil 5 unserer Praxis-Serie über zukunftsweisende Lösungen von Tech-Start-ups.
Im Kraftwerk hat die Turbinenschaufel Risse, in der Papierfabrik streikt die Leimpresse, im Chemiepark muss die Brandmeldeanlage überprüft werden: Regelmäßig müssen Experten bei sogenannten Befundungsterminen defekte Teile, Materialzustände oder Maschinenausfälle begutachten. Doch jeder Einsatz kostet Zeit und Geld; zudem sinkt durch den Fachkräftemangel die Zahl geschulter Spezialisten. Wie können neue Technologien solche Probleme lösen?
5G ERMÖGLICHT NEUES 3D-ERLEBNIS
Das Internet der Dinge (Internet of Things / IoT), Künstliche Intelligenz, Augmented Reality (AR) und Edge Computing verändern die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten – ganz gleich ob in Büro, Fabrik oder Schulung. Im Kraftwerk beispielsweise muss sich der Experte das Problem nicht mehr vor Ort anschauen. Er kann bereits vom Schreibtisch aus beurteilen, ob sich die Turbinenschaufel noch reparieren lässt oder ein Austausch notwendig ist – mit einem 3D-Scan vom Maschinenteil. Weil sich der Zustand der Objekte am PC beurteilen lässt, können Experten mehrere Aufträge am Tag bearbeiten. Das macht Wartungsfahrten überflüssig.
Mit der Entwicklung des weltweit ersten funktionalen, immersiven 3D-Screens revolutioniert das niederländische Start-up Dimenco derzeit den Tech-Markt. Der Clou: Das Unternehmen bietet ein VR-Erlebnis, das ohne zusätzliche Hardware wie VR-Brillen auskommt. Möglich macht das 5G. Der neue Mobilfunkstandard schafft mit einer Latenz von unter einer Millisekunde und Übertragungsgeschwindigkeiten von 10 Mbit/s die benötigte leistungsstarke Konnektivität. Solch ein schnelles und stabiles Netz ist notwendig für einen störungsfreien Betrieb von IoT- oder immersiven Anwendungen wie Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) oder Simulated Reality (SR).
LATENZ SINKT DANK EDGE COMPUTING
Um in virtuelle Welten einzutauchen, benötigen Nutzer Wearables von der Datenbrille bis zum -handschuh. Das Problem: Langes Tragen von VR-Brillen verursacht die sogenannte VR-Krankheit. Senden Augen und Innenohr widersprüchliche Signale (Bewegung vs. Stillstand), reagiert der Körper oft mit Übelkeit, kaltem Schweiß und verschwommener Sicht. Anders das Augmented Reality-Erlebnis von Dimenco: Die Technologie basiert auf Iris-Scans und Hochgeschwindigkeitskameras und erlaubt, dass Nutzer ohne Wearables mit dem Inhalt auf dem Bildschirm interagieren können. „Für ein 3D-Erlebnis ohne Ruckeln und Verzögerungen ist Latenz essenziell“, sagt Dimenco-CEO Maarten Tobias. „Durch 5G und Edge Computing stellen wir sicher, dass sämtliche Bewegungsinformationen direkt in die 3D-Umgebung einfließen.“ Deshalb verarbeitet Dimenco die anfallenden großen Datenmengen in der nahegelegenen Edge-Cloud, statt in weit entfernten Rechenzentren – dank der Latenz des 5G-Netzes.
Edge Computing
Eine Frage der Zeit: Schickt ein Smartphone oder ein IoT-Device eine Anfrage in die Cloud, dauert es oft viel zu lange, bis eine Antwort aus einem weit entfernten Rechenzentrum zurückkommt. Das gilt insbesondere für Anwendungen, bei denen Echtzeit-Reaktionen relevant sind – wie etwa beim autonomen Fahren oder Augmented-Reality-Anwendungen. Edge Computing schafft hier Abhilfe: Sogenannte Edge Cloudlets sitzen an vielen Stellen des Netzes und somit oft näher am Nutzer als das Rechenzentrum der Cloud. Darum können sie viel schneller antworten als die eigentliche Cloud. Das verkürzt Latenzen erheblich und reduziert die Anforderungen an die Rechenpower der Hardware vor Ort. Diese kann damit deutlich kleiner werden. Deshalb gilt Edge Computing als Schlüsseltechnologie für das Internet der Dinge. Denn es sorgt nicht nur für einen schnelleren Austausch von Informationen, sondern entlastet auch das Netz. Und das ist auch bitter nötig: Laut einer aktuellen Studie soll das weltweite gespeicherte Datenvolumen bis zum Jahr 2025 auf 175 Zettabytes ansteigen.
Das Innovation Management von T-Systems begleitet das Start-up seit 2018, zunächst im Tech-Inkubator hub:raum der Telekom (s. Kasten) und auch nach Abschluss des letztjährigen 5G Ecosystem Summit im Juni 2019, bei dem die Gründer einen ersten Prototypen präsentierten (mehr dazu in diesem Blogbeitrag). Seit Ende 2019 können Kunden das Simulated Reality Development Kit erwerben – für Laptop oder Monitor. Wer sich vorab ein Bild von branchenspeifischen Anwendungsszenarien machen möchte, den führt T-Systems gemeinsam mit Dimenco in Workshops etwa zu den Themen virtuelle 3D-Befundung von defekten Maschinen, Kollaborationsanwendungen und zur Unterstützung von Tumorkonferenzen an die Technologie heran. T-System unterstützt die Kunden anschließend bei der Digitalisierung ihrer Prozesse und der Entwicklung und Anpassung der notwendigen Anwendungen.
hub:raum
hub:raum ist der Tech-Inkubator der Deutschen Telekom für die digitale Start-up-Szene. Die Fördermaßnahmen reichen von Seedfinancing über bereitgestellte Büroflächen bis hin zu Netzwerk-Veranstaltungen und Verbindungen zu den einzelnen Geschäftsbereichen des Bonner Providers. Zudem unterstützen Telekom-Experten und Business-Mentoren Technikunternehmen und schnell wachsende Start-ups dabei, Geschäftsmodelle für ihre innovativen Lösungen aufzusetzen und Prototypen mit Blick auf den Kundennutzen für unterschiedliche Branchen weiterzuentwickeln. Inzwischen ist das Start-up-Programm in Berlin, Krakau und Tel Aviv vertreten.
Regelmäßig identifiziert die Deutsche Telekom digitale Schwerpunktthemen und gründet spezielle Prototyping-Programme. Um Entwicklung und Rollout in Europa voranzutreiben, stand 2017 ganz im Zeichen von NarrowBand IoT. Im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Start-ups im hub:raum Prototyping Programm mit LTE-M.
Und was bringt die Zukunft? In einem nächsten Schritt wollen Dimenco und T-Systems mit Hilfe von 5G immersive Erlebnisse auch für Smartphones und Tablets realisieren.
Pamela Buchwald
IoT Marketing Communication Manager
Pamela Buchwald ist seit 2016 Teil des Telekom Kosmos und mit dem Bereich Internet der Dinge bestens vertraut. Von allgemeinen IoT Trends bis hin zu Branchen-Know-how und vernetzter Mobilität beleuchtet sie hier auf dem Blog spannende Themen rund um vernetzte Dinge.
Pamela Buchwald
IoT Marketing Communication Manager
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