Abschied von 3G: Neue Chancen für Unternehmen
Im Sommer 2021 schaltet die Telekom das 3G-Netz ab. Eine Chance für Unternehmen, jetzt auf leistungsfähige M2M-Module auf Basis von LTE-M oder NarrowBand-IoT umzusteigen. Und damit ihre Digitalisierung voranzubringen.
Am 30. Juni 2021 ist es soweit: Dann schaltet die Telekom 3G ab – mehr als 20 Jahre nach dem Startschuss des einst so wegweisenden Mobilfunkstandards. Der Grund: Die Technologie, die im Jahr 2000 mit dem Start von UMTS den Grundstein für das mobile Internet und damit für die Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche legte, ist in die Jahre gekommen. Die nachfolgenden Mobilfunkgenerationen Long Term Evolution (LTE 4G) und 5G haben 3G längst den Rang abgelaufen. Die neuen Funkstandards punkten mit höherer Performance, geringer Latenz und erweiterten Features. Und ermöglichen mit Übertragungsraten von bis zu 10 Gbit/s im 5G-Netz extrem schnelles Internet. Zum Vergleich: In der Anfangszeit kam 3G gerade mal auf maximal 384 kbit/s – eine Steigerung um den Faktor 26.000.
FÜR NACHHALTIGE VERNETZUNG SORGEN
Die 3G-Abschaltung betrifft nicht nur Privatnutzer älterer Smartphones wie dem Apple 3Gs oder dem Samsung Galaxy Ace Duos, sondern auch Machine-to-Machine-Installationen (M2M) in Unternehmen, insbesondere aus der produzierenden Industrie. Sie nutzenMaschinen, Geräte oder Sensoren, die über das Internet of Things (IoT) per Mobilfunk miteinander kommunizieren und Informationen übertragen. M2M-Module übermitteln etwa Strom- und Gaszählerwerte an Energieversorger. Sie verfolgen in der Logistik die Wege von Containern, um Lieferungen sicher ans Ziel zu bringen. Oder sorgen in Fertigung und Produktion dafür, dass Maschinen frühzeitig Probleme melden, um Stillstände zu vermeiden. Stichwort: Predictive Maintenance.
Dabei gibt es noch immer M2M-Devices, die mit dem bisher für 3G genutzten 2,1 GHz-Frequenzband arbeiten. Unternehmen, die noch auf diese Lösungen setzen, können die Situation nutzen, um ihre Machine-to-Machine-Kommunikation zu modernisieren. Oder sie belassen es beim Alten. In diesem Fall nutzen alle Anwendungen, die heute mit 3G-fähigen Modulen arbeiten, nach dem 30. Juni 2021 automatisch das 2G-Netz. So funken die alten Module zwar weiter – übertragen die Daten aber deutlich langsamer als zuvor.
Ob ihre Geräte vom Ende des 3G-Standards betroffen sind, können Kunden über den IMEI-Check der Telekom herausfinden. Laut Spezifikationen der Hardwarehersteller sind die meisten 3G-basierten M2M-Module auch 2G-fähig. Außerdem ermittelte eine Langzeitanalyse im Netz der Telekom, dass mehr als 98 Prozent der aktuell genutzten 3G-M2M-Module nur geringe Datenmengen übertragen. Was sich mit dem GSM-Netz (2G, GPRS/Edge) durchaus abfangen ließe.
Daten und Fakten zum Abschied von 3G
- Abschaltung des 3G-Netzes am 30. Juni 2021
- Laut Herstellerspezifikationen funktionieren die meisten 3G-M2M-Module auch im langsameren 2G-Netz
- Verträge und Tarife werden automatisch an das LTE-M-Netz angeglichen
- Wollen Unternehmen ihre IoT-Daten schneller übertragen, lohnt sich der Umstieg auf LTE-M, NB-IoT oder 5G
MIT 5G UND HIGHSPEED-INTERNET IN DIE ZUKUNFT
Andererseits bietet das nahende Ende von 3G einen willkommenen Anlass für eine Bestandsaufnahme der eingesetzten M2M-Endgeräte – etwa anhand folgender Fragen:
- Wie viele Devices im Betrieb arbeiten noch mit dem alten Standard?
- Funktionieren die damit verbundenen Anwendungen auch unter 2G einwandfrei?
- Muss man die M2M-Umgebung aktualisieren, um störungsfreie Abläufe zu garantieren?
Eine Modernisierung bietet die große Chance, jetzt die Voraussetzungen für 5G und damit für smarte Anwendungen rund um das Internet of Things oder den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zu schaffen. Denn das Potenzial von 5G für die Industrie 4.0 ist riesig. Laut einer aktuellen McKinsey-Studie steigen die Verkäufe von 5G-Modulen für das Internet of Things bis 2030 auf knapp 250 Millionen Stück. Viele dieser Anwendungen, vor allem für die Industrie 4.0, werden ausschließlich mit 5G realisierbar sein – wie der verstärkte Einsatz von Robotern in der Produktion, selbstfahrende Lieferfahrzeuge in der Fabrik oder Virtual-Reality-Anwendungen (VR).
PREISGÜNSTIGER, STROMSPARENDER UND SCHNELLER
Schon heute nutzt die Telekom die im Zuge der 3G-Abschaltung frei gewordenen Frequenzen, um ihre LTE-Kapazitäten zu erhöhen, 5G flächendeckend einzuführen und damit die Internet-Performance zu steigern. In den Fokus von Industriekunden rücken dabei vor allem NarrowBand-IoT (NB-IoT) und LTE for MachineType Communication (LTE-M). Mit beiden Technologien können Unternehmen IoT-Geräte effizient vernetzen und digitale Lösungen für den Massenmarkt zu entwickeln.
Von aktuellen IoT-Devices auf Basis von NB-IoT oder LTE-M profitieren die Kunden gleich mehrfach. LTE-M-Geräte punkten mit erweiterten Funktionen und verbrauchen dank integriertem Energiesparmodus weniger Strom. Und günstiger sind sie auch noch: Kosten 3G-Modems mitunter mehr als 30 Euro, gibt es LTE-M-Modems für wenige Euro. Und ein weiterer Vorteil ergibt sich für die Kunden: Sie können im Zuge der 3G-Abschaltung auf attraktivere Vertragsbedingungen und günstigere Tarife umsteigen. Laut Telekom sind im M2M-Bereich alle Tarife LTE-fähig und bieten in den Basisversionen eine Geschwindigkeit von 10 oder 25 Mbit/s. Soll es noch schneller gehen, können die Kunden die Speed-Option „M2M LTE Advanced“ hinzubuchen.
2G ALS BACKUP FÜR SICHERE KOMMUNIKATION
Warum aber verabschieden sich Netzbetreiber wie die Telekom, Telefónica und Vodafone nun von 3G und nicht von dem aus den 90er Jahren stammenden 2G-Netz (GSM)? Vor allem, weil 2G das Netz ist, mit dem alle Endgeräte – auch IoT-Devices – sicher funktionieren und das für 99 Prozent der Bevölkerung verfügbar ist.
Weitere Informationen:
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Neugierig geworden? Hier geht's weiter:
Mit IoT die Automobilbranche digitalisieren
Connected Car, Tracking, autonomes Fahren, Predictive Maintenance – das Internet of Things kommt überall in der Automobilindustrie erfolgreich zum Einsatz.
Das Internet of Things als Digitalisierungsbeschleuniger
Wenn der Bierdeckel die Vorlieben des Gastes an die Brauerei funkt, dann ist das Internet of Things im Spiel. Unternehmen quer durch alle Branchen nutzen zunehmend die Chancen, die ihnen das Internet of Things bietet.
LTE-M als IoT-Turbo und Brückenschlag zu 5G
Weltweit verfügbare Mobilfunknetze bilden die Grundlage für das Internet der Dinge. Zahlreiche vernetzte Anwendungen laufen bereits erfolgreich mit den bisherigen Mobilfunkstandards. Wozu brauchen wir dann LTE-M und 5G?
Ein smartes Campusnetz im Schwabenländle
Selbstfahrende Transportroboter, Fernwartung und automatische Statusmeldungen: Die Fabrik der Zukunft funktioniert autonom und vernetzt. Warum OSRAM in Schwabmünchen schon heute so fortschrittlich arbeitet.