China auf dem Weg zur digitalen Dominanz
Das Reich der Mitte macht Ernst mit dem Internet der Dinge: Die Digitalisierung durchdringt immer stärker den Alltag im Land, seitdem der Staat IoT-Projekte in allen Bereichen des öffentlichen Lebens vorantreibt und finanziell fördert. Mit der neuen Strategie "Made in China 2025" soll die chinesische IT-Wirtschaft nun zum bestimmenden Player auf dem Weltmarkt aufsteigen.
Umweltverschmutzung kontrollieren, Fahrräder mit Diebstahlsicherung ausstatten, die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen per digitaler Fernwartung verbessern oder die Lebensmittelsicherheit überwachen: Zahlreiche Beispiele zeigen, dass China auf dem Weg ins Internet of Things erhebliche Fortschritte gemacht hat.
"MADE IN CHINA 2025" SOLL WACHSTUMSMASCHINE WERDEN
Den Startschuss dafür hatte die chinesische Regierung 2010 gegeben, als sie im Rahmen ihres zwölften Fünfjahresplans IoT-Initiativen beschloss und das ehrgeizige Ziel von umgerechnet 163 Milliarden US-Dollar Marktvolumen für 2020 formulierte. 2015 verkündete die Regierung ihre "Made in China 2025"-Strategie und verknüpfte sie mit dem "Internet Plus Action Plan". Ziel ist es, Internet und traditionelle Industrien in Chinas Wirtschaft zu integrieren und mobile Netze, Cloud Computing, Big Data und IoT mit innovativer Fertigung und Fabrikation zu kombinieren. Neben Steuererleichterungen für IoT-Anbieter enthält die Strategie auch die Verpflichtung für öffentliche Einrichtungen, IoT-Projekte aufzulegen.
BOOM FÜR IOT-START-UPS
Mittlerweile haben sich im ganzen Land Start-ups gegründet, die IoT-Apps jeder Art entwickeln. So sind etwa in der Hauptstadt Peking smarte Flotten von Zweirädern, Bussen und Zügen mit eingebetteter IoT-Technologie unterwegs, die den Zugang zu den städtischen Verkehrsmitteln erleichtert. Beispielsweise helfen mobile Apps bei der Suche nach Leihrädern – auf diese Weise verbinden Bike-Sharing-Services chinesische Tradition und Moderne.
Laut des Marktforschungsberichts "China IoT Market" wird der chinesische IoT-Markt 2022 ein Volumen von mehr als 120 Milliarden US-Dollar erreichen, bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von über 40 Prozent. Als wichtigste Treiber identifiziert der Bericht die steigende Nachfrage an Smartphones und Verbindungsgeräten wie Gateways und Routern, eine zunehmende Internetdurchdringung sowie wachsende industrielle Automation. Große jährliche Wachstumsschübe erleben demnach beispielsweise Apps in der Landwirtschaft für die Fernüberwachung von Feldern, Saatgut und Bewässerung. Aufgrund des steigenden Bedarfs an Lösungen, die den Gebrauch von IoT-Anwendungen und -Geräten managen, wird zudem der Bereich Device-Management-Plattformen stark wachsen. Auch die Anbieter von integrierten Schaltkreisen für die Konnektivität sollen ein großes Stück vom chinesischen IoT-Kuchen erhalten: Sie sorgen dafür, Geräte untereinander und mit dem Internet zu verbinden.
VOM IMITATOR ZUM INNOVATOR UND MARKTFÜHRER – VON CHINA LERNEN?
Dem Datenportal GSMA Intelligence zufolge wird es im industriellen Internet der Dinge (IIoT) bis 2025 etwa 14 Milliarden verbundene Dinge geben. Mit rund vier Milliarden Verbindungen sollen China und Taiwan dann knapp ein Drittel des IIoT-Weltmarkts kontrollieren. Der Plan der chinesischen Regierung scheint schon jetzt aufzugehen: China steht auf dem Sprung, vom Imitator zum Innovator zu werden und sich als einer der IoT-Leader zu etablieren. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey gibt es für neun von zehn Vorständen im Reich der Mitte kein wichtigeres Thema als die Digitalisierung ihrer Produktion. 2016 investierten chinesische Konzerne zwölf Prozent mehr in IT als im Vorjahr; weltweit erhöhten Unternehmen ihre IT-Budgets nur um zwei Prozent.
Der Top-Down-Ansatz Chinas lässt sich nicht eins zu eins auf westliche Länder übertragen. Dennoch haben Regierungen überall die Möglichkeit, Technologiemärkte zu stimulieren, so etwa im Bereich der Regulierung, des Agenda-Setting und nicht zuletzt als Vorreiter in der Technologienutzung.
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Neugierig geworden? Hier geht's weiter:
Supply Chain – Erfolg mit Transparenz
Flexible Lieferketten sind ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Um besser auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können, benötigen Unternehmen Transparenz und digitalisieren ihre Supply Chain.
Frischer Wind aus dem Internet of Things
Nie mehr dicke Luft durch ausgefallene Ventilatoren: Das Familienunternehmen Ziehl-Abegg nutzt das Internet of Things zur vorausschauenden Wartung seiner Luft- und Klimatechnik. So lassen sich Ausfallzeiten der Maschinen und unnötige Instandhaltungsmaßnahmen reduzieren.
IoT: Schlüsseltechnologie für grünen Strom
Solarstrom, Windenergie, Blockkraftwerke: Energie aus erneuerbaren Quellen ist unverzichtbar, macht Stromerzeugung und -verteilung aber komplexer. Wie das Internet der Dinge hilft, den Energiehaushalt nachhaltig zu steuern.
Kann IoT im Kampf gegen das Coronavirus helfen?
Per IoT-Technologie den CO2-Gehalt in Gebäuden messen und so Infektionen mit dem Coronavirus verhindern? Eine innovative Lösung schafft Transparenz und gibt die Möglichkeit zu handeln.