Studie: Digitalisierung hilft gegen Fahrermangel
Effizienterer Fahrereinsatz und höhere Arbeitszufriedenheit: Eine Studie der Bundesvereinigung Logistik und T-Systems zeigt, wie die Digitalisierung der Logistik im Kampf gegen den Fahrermangel hilft.
Häufige Störungen, erhöhte Frachtraten und abgelehnte Transporte: Der Fahrermangel in der Logistikbranche hat großen Einfluss auf den operativen Geschäftsbetrieb. Das ist das Ergebnis der Studie „Digitalisierung der Transportkette und die Rolle der Fahrer“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und T-Systems. Spediteure suchen händeringend nach Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern, gegenwärtig fehlen der Branche rund 40.000 Fachkräfte. Bis zum Jahr 2030 könnte sich diese Zahl Schätzungen zufolge sogar auf 150.000 erhöhen, weil in den nächsten Jahren viele Fahrer in Rente gehen und zu wenig Kräfte nachkommen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Transporte zu. Um das Problem in Zukunft einzudämmen, gibt es unterschiedliche Ansätze: Nachwuchsförderung, Robotik und autonomes Fahren, bessere Gehalts- und Arbeitsbedingungen – und digitale Lösungen.
LOGISTIK: DIGITALISIERUNG UNTERSTÜTZT KAMPF GEGEN FAHRERMANGEL
Die Mehrheit der befragten BVL-Mitglieder stimmt der Aussage zu, dass die Digitalisierung den Kampf gegen den Fahrermangel in der Logistik unterstützen kann. Dabei sind die Branchen Industrie und Handel digitalen Technologien gegenüber etwas aufgeschlossener als Dienstleister in der Logistik mit oder ohne Fuhrpark. Als größtes Hindernis bei der Umsetzung von digitalen Maßnahmen sehen die Befragten die fehlende Verknüpfung der Systeme und Anwendungen aller Unternehmen entlang der Lieferkette (81 Prozent). Zwei von drei Unternehmen (66 Prozent) geben an, dass die Bereitschaft zum Austausch unternehmensinterner Daten mit Partnern der Lieferkette fehle. Als weitere Hürden zählen zudem der finanzielle Aufwand, um Systeme oder Equipment anzuschaffen (61 Prozent), der zeitliche Aufwand für die Implementierung und Integration (54 Prozent) sowie grundsätzliche Bedenken in Bezug auf Datensicherheit (31 Prozent).
Das größte Potenzial für einen effizienteren Fahrereinsatz sehen die BVL-Mitglieder im Bereich Schnittstelle und Rampe. Unternehmen versprechen sich hier von digitalen Lösungen insbesondere die Verringerung von Wartezeiten durch ein besseres Zeitfenstermanagement (74 Prozent) sowie durch bessere Kapazitätsplanung an der Entladestation (62 Prozent). Zahlreiche relevante Maßnahmen zur Digitalisierung wie etwa Predictive Analytics sind den Unternehmen zwar bekannt – doch das Thema wird vermutlich oft nicht konkret weiterverfolgt. Dienstleister in der Logistik mit Fuhrpark setzen bereits mehr digitale Instrumente der Transportlogistik um, Logistikdienstleister ohne Fuhrpark sind dagegen etwas verhaltener.


TRANSPORT: DYNAMISCHE TOURENPLANUNG WIRD HOCH BEWERTET
Das zweitgrößte Potenzial, um die Arbeitszeit der Lkw-Fahrer produktiver zu gestalten, hat der Studie zufolge der Bereich Verkehrswirtschaft/Telematik, der alle Prozesse auf der Straße und am Fahrzeug einschließt. Nach Meinung der befragten Unternehmen haben dabei die Netzwerk-, Routen und Ladeplanung die größten Potenziale für effizienteren Fahrereinsatz. Die am höchsten bewertete Maßnahme ist die dynamische Tourenplanung für den Transport; der Umsetzungsstand ist jedoch bei Fracht- und Transportbörsen am höchsten. Insgesamt setzen Dienstleister in der Logistik mit Fuhrpark im Vergleich zu Industrie und Handel sowie Logistikdienstleistern ohne Fuhrpark am meisten auf neue Lösungen. Hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit sind Wertschätzung und sozialer Austausch sehr wichtige Faktoren. Als relevanteste Maßnahme, die gleichzeitig am weitesten umgesetzt ist, gelten familienorientierte Dienst- und Arbeitspläne.
Hohes Potenzial sehen die BVL-Mitglieder in einer übergreifenden Datenplattform im Bereich Logistik: Mehr als die Hälfte der Unternehmen würde sich an Plattformen beteiligen, mit denen sich die Supply Chain besser steuern lässt. Die Datenkategorien, die aktuell am häufigsten geteilt werden, sind Daten zum Transport (64 Prozent). Daten zum Zustand werden dagegen lediglich von 17 Prozent der Unternehmen geteilt. Rund drei von vier Unternehmen (75 Prozent) geben indes an, dass sie grundsätzlich bereit sind Daten zu teilen. Der Datenbedarf ist aber noch höher: 85 Prozent der Befragten geben an, dass sie Daten benötigen, um die Supply Chain steuern zu können. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Ursache für den teils geringen Datenaustausch weniger die fehlende Bereitschaft als vielmehr die geringere Verfügbarkeit der Daten ist.
TRANSPORTLOGISTIK: VORTEILE DURCH VERNETZUNG
Vom digitalen Flottenmanagement und Datenplattformen über die Vernetzung von Trailern bis hin zum Zeitfenstermanagement – die Digitalisierung hat bereits zahlreiche Technologien hervorgebracht, mit denen Unternehmen die Transportlogistik optimieren können. So nutzt zum Beispiel der Gebäudedienstleister Avant GPS-Tracking-Geräte für die OBD2-Schnittstelle von Fahrzeugen. Diese übertragen den Standort und weitere Daten via NarrowBand IoT (NB-IoT) in die Cloud zur Routenoptimierung. Das Ergebnis: Avant kann mit seiner Flotte mehr Aufträge übernehmen, Teams optimal auslasten und 20 Prozent Kraftstoff sparen. Die Digitalisierung kann aber auch dabei unterstützen, die Arbeitsbedingungen von Fahrern transparenter zu machen: Mit dem Bewertungsportal „FairTruck“ können Lkw-Fahrer ihre Arbeitgeber etwa in puncto Wertschätzung, Gehalt oder Nachhaltigkeit beurteilen.
Florian Marte
Head of IoT Marketing Communication
Seit 2014 gehört Florian Marte zum T-Systems Team und kennt sich als Head of IoT Marketing Communication bestens in allen Bereichen rund um das Internet der Dinge aus. Für den Blog berichtet er vor allem über die neuesten Entwicklungen und Trends im Bereich der vernetzten Dinge und Data Analytics.
Florian Marte
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