KI stellt die Wirtschaft auf den Kopf
„80 Prozent aller Prozesse in Unternehmen lassen sich heute automatisieren“, sagt KI-Experte Chris Boos. Wie künstliche Intelligenz Probleme löst.
Im Fußboden sind Sensoren eingelassen, die sofort melden, wenn ein Patient gestürzt ist. Die Pflaster erkennen automatisch, wenn Patienten drohen, wundzuliegen. Und Roboter reichen Medikamentendöschen an, fahren Essen aus und heben Patienten mühelos vom Bett in den Rollstuhl: Künstliche Intelligenz (KI) spielt in Pflegeeinrichtungen eine immer wichtigere Rolle – gerade angesichts des zunehmenden Pflegenotstands. „Im Schnitt dauert es ein halbes Jahr, eine vakante Stelle in der Altenpflege nachzubesetzen“, sagt Kristine Lütke, geschäftsführende Gesellschafterin eines mittelständischen Pflegeunternehmens und Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD), in einem Gastbeitrag für das Wirtschaftsmagazin Capital.
Ob in der Pflege oder in der Automobilindustrie, ob im Handel oder in der Energiewirtschaft, ob in Konzernen, Mittelständlern oder Startups: Künstliche Intelligenz ist im Begriff, unsere Wirtschaft massiv umzukrempeln. Warum? Menschen und Maschinen vernetzen sich immer intensiver. Die Welt verschmilzt in durchgängig digitalen Informationsflüssen, die maschinenlesbar sind. Gerade hat die Bundesregierung verkündet, drei Milliarden Euro in die Erforschung und Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz zu investieren – vor allem, um KI-Lehrstühle zu finanzieren.
MEHR ZEIT FÜR KUNDEN, KERNGESCHÄFT UND KREATIVITÄT
Kein Wunder, sind die Vorteile von künstlicher Intelligenz doch gut nachvollziehbar: Die smarte Analyse und Verknüpfung riesiger Datenmengen schafft bessere Entscheidungsgrundlagen, optimiert Geschäftsprozesse und eröffnet neue Wachstumsfelder. Das McKinsey Global Institute rechnet in einer aktuellen, branchenübergreifenden Untersuchung mit einem weltweiten KI-Wertschöpfungspotenzial von 5,8 Milliarden Dollar pro Jahr. Und auch wenn laut der Studie "Machine Learning / Deep Learning 2018"von IDG Research derzeit lediglich 15 Prozent der Mittelständler hierzulande entsprechende Technologien nutzen – ein Teil der Erlöse könnte durchaus dort landen: beim Bäcker, der seine Verkäufe dank vieler gesammelter und ausgewerteter Daten genauer prognostizieren kann – was ihm hilft, Kosten zu senken. Oder bei einem Automobilzulieferer, den künstliche Intelligenz in der Produktion dabei unterstützt, frühzeitig Fehler zu erkennen und seine Maschinen vorausschauend zu warten. Und dadurch Ausschuss und Maschinenstillstand zu reduzieren.
ERST AM ANFANG DER MÖGLICHKEITEN
„80 Prozent aller Prozesse in Unternehmen lassen sich bereits heute automatisieren,“ sagt Chris Boos, Computerwissenschaftler und Gründer des KI-Startups Arago , auf der DIGITAL2018 in Köln. „Dennoch steht die Menschheit erst am Anfang aller Möglichkeiten, die KI in Zukunft bringt.“ Beispiel „Hiro“: Die von Arago entwickelte KI soll Mitarbeiter entlasten und Freiräume schaffen. Wo die KI mit maschinellem Lernen intelligente Entscheidungen trifft, Probleme automatisch löst und dabei immer besser wird, bleibt dem Menschen mehr Zeit für Kunden, Kerngeschäft und Kreativität. Gerade wiederkehrende, immer gleiche Aufgabenstellungen, die jeden Mitarbeiter in Eintönigkeit und Menge rasch an seine Grenzen führen würden, spornen intelligente Softwareroboter und Algorithmen zu Höchstleistungen an. „Die Systeme sind regelbasiert darauf trainiert, eine Spezialaufgabe zu optimieren und darin immer besser zu werden.“ Schneller und ausdauernder als jeder Mensch löst die KI Probleme im Akkord – und optimiert sich nebenbei noch selbst. „Jeder Mensch macht mal Fehler und wird müde“, sagt KI-Experte Boos. „Ein System künstlicher Intelligenz muss sich nicht ausruhen.“
MITARBEITER-KNOW-HOW SKALIERBAR MACHEN
Zwar gilt auch: Auf neue, spontane Anforderungen kann künstliche Intelligenz noch nicht so dynamisch reagieren wie der Mensch. Beispiel Chatbot: Kann er Service- und Supportfragen längst routiniert klären, gerät er ins Stocken, wenn die Dialoge offener werden. Ist weniger Routine und mehr Spontanität gefragt, stößt der Bot schnell an Grenzen. Kein Grund für Unternehmen, künstliche Intelligenz zu ignorieren: „Wir müssen die Erfahrungen der Menschen an die Maschine weitergeben“, sagt Boos. „Dann kann KI menschliche Erfahrungen wiederholt ausführbar machen – so wird Know-how skalierbar.“
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
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