Logistik wie am Schnürchen
Sind Fertigung, Fahrzeuge und Produkte im Internet der Dinge vernetzt, wird die gesamte Lieferkette transparent und effizienter. Digitales Supply Chain Management am Beispiel eines Automatikgetriebes.
Automobilzulieferer – ihnen lassen sich laut Verband der Automobilindustrie (VDA) mittlerweile drei Viertel der Wertschöpfung bei der Herstellung eines Autos zurechnen. Entsprechend stark überträgt sich der Druck auf die Fahrzeughersteller auch auf die Zuliefererbranche. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen die Unternehmen auf digitale Lösungen und das Internet der Dinge (Internet of Things / IoT). Wie sich etwa die Lieferkette mit intelligenter, kostengünstiger Hard- und Software optimieren lässt, zeigt der imaginäre Weg eines Automatikgetriebes von der Produktion bis zum Kunden.
PRODUKTION
Drehmomentwandler, Planetengetriebe, Parksperre, Schaltelemente, Ölpumpe – fertig ist das Automatikgetriebe. Das Abholen der fertigen Teile lässt sich mit IoT optimieren. Ein Druck auf einen kleinen Knopf am Ende des Fließbands setzt via Mobilfunk automatisch den nächsten Prozessschritt in der Intralogistik in Gang. Der Gabelstaplerfahrer erhält über die Cloud eine Mitteilung auf sein Smartphone, in welcher Halle welche Palette mit Getrieben zur Abholung bereitsteht.
Die Krones AG, bayerischer Hersteller von Anlagen für die Getränkeindustrie, hat ihre Produktion mit IoT Service Buttons ausgestattet. Der Clou: Die handlichen „Klingeln“ sind mit dem Internet der Dinge verbunden. Hat ein Mitarbeiter ein Anlagenteil fertiggestellt, drückt er einfach auf den IoT-Knopf. Sofort erhalten seine Kollegen eine SMS oder E-Mail mit der Bitte, das Bauteil abzuholen und neues Material mitzubringen. Warte- und Liegezeiten sind dank dieser Digitalisierung der Intralogistik auf ein Minimum verkürzt.
INTRALOGISTIK
Die versandfertige Palette ist ebenfalls ins IoT eingebunden. Statt eines fehleranfälligen Frachtbriefs aus Papier sorgt ein digitales Label für Transparenz. Auf dessen Display sieht der Staplerfahrer auf einen Blick, welche Produkte sich auf der Palette befinden und zu welcher Lagerhalle er sie bringen muss. Erreichen die Getriebe auf ihrer Palette den per GPS festgelegten virtuellen Zaun (Geofence) um die Halle, meldet sich das digitale Frachtpapier via Mobilfunk in der Logistikabteilung: Ware zur Auslieferung bereit.
Die Continental AG, einer der weltgrößten Automobilzulieferer, hat in ihrem Werk in Regensburg die Papieretiketten auf 20.000 Kunststoffkisten für Elektronikbauteile durch die Lösung Digital Label & Goods Tracking ersetzt. Alle relevanten Produktinformationen erscheinen auf dem Display der IoT-Geräte und ändern sich dynamisch. Erreicht die Palette einen Geofence um eine Lagerhalle, wechseln automatisch die Informationen. So sieht beispielsweise der Staplerfahrer, welche Produktionshalle auf die Lieferung wartet.
IoT sorgt auch in anderer Hinsicht für Transparenz: Ist der Gabelstapler auf seinem Weg übers Betriebsgelände irgendwo angestoßen oder ist die Palette beim Beladen umgekippt, registrieren dies die im digitalen Label eingebauten Erschütterungssensoren. So gelangt kein beschädigtes Getriebe in die Auslieferung. Kleine, im Holz der Palette versteckte Trackingmodule bieten weitere Vorteile. Werden unsere Automatikgetriebe vor der Auslieferung zwischengelagert, sieht der Lagerlogistiker den Standort der entsprechenden Palette jederzeit auf seinem Bildschirm. Auch die Ladungsträger selbst – die etwa bei Spezialanfertigungen einen nicht unerheblichen Wert haben – lassen sich nach einem Diebstahl dank Tracking verfolgen.
ROUTENPLANUNG
Bevor der Lkw mit unseren Automatikgetrieben das Betriebsgelände verlässt, ist die optimale Route zum Kunden bereits geplant. Nicht nur die Ware, auch das Fahrzeug hat der Flottenmanager stets im Blick. Dank GPS-Modul für die Positionsbestimmung lassen sich die täglich rund 2.000 Staus auf Deutschlands Fernstraßen umfahren. Schließlich erwartet der Kunde eine punktgenaue Lieferung. Der Zulieferer kann den Hersteller präzise über Ankunft und eventuelle Verspätungen informieren, was wiederum dessen Planung für die eigene Logistik und Fertigung erleichtert. Ein Telematikmodul erfasst während der Fahrt die Motordaten des Lkw. Mit diesen Daten lassen sich kontinuierlich Spritverbrauch und Fahrweise optimieren.
Der Gebäudedienstleister Avant setzt beim Management seiner Fahrzeugflotte auf die Cloud-Lösung Drive & Track. Er nutzt GPS-Trackinggeräte, die sich auf die OBD2-Schnittstellen (On-Board-Diagnose) der Fahrzeuge aufstecken lassen. In einem Webportal plant die Einsatzleitung Aufträge, ohne zum Telefon greifen zu müssen. Zudem lassen sich Routen analysieren und optimieren. Avant hat mit dieser IoT-Lösung die Produktivität gesteigert und den Spritverbrauch um 20 Prozent reduziert.
TRANSPORTÜBERWACHUNG
Diebstähle beim Transport schlagen Logistikern auf den Magen. Von rund 26.000 Lkw verschwinden laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedes Jahr Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro. Ein neues Automatikgetriebe kann bis zu 10.000 Euro kosten – entsprechend hoch ist der Wert unserer Palette. Mit vernetzten IoT-Geräten behält der Logistiker die Lieferung stets im Blick: Verlässt die Ware die geplante Route, meldet dies das digitale Frachtpapier oder der in der Palette versteckte Tracker umgehend via Mobilfunk und die Cloud ans System. So lässt sich gestohlene Ware am Monitor verfolgen, auch über Landesgrenzen hinweg. Mit entsprechenden Sensoren ausgestattet, können Trackingmodule zudem Zustände im Lkw oder Container wie Feuchtigkeit und Temperatur erfassen und Unregelmäßigkeiten umgehend dem Logistiker melden.
Damit Frachtdiebstahl und mangelhafte Transportqualität nicht zum Geschäftsrisiko werden, setzt Quehenberger Logistics auf die Transport- und Überwachungslösung Shipment & Asset Monitoring. Der Logistiker stattet Waren mit IoT-Geräten aus, die neben der Position auch Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit und Licht im Transportraum erfassen. Ausgerüstet mit Prepaid-SIM-Karten übertragen die Geräte die Daten über den Funkstandard NarrowBand IoT (NB-IoT) an die IoT-Plattform Cloud der Dinge. Sobald die Lieferung die Route verlässt oder die Kühlung im Lkw ausfällt, schlägt das System Alarm.
WARENANNAHME
Erwartet ein Unternehmen eine Warenanlieferung, bedeutet das immer: Personal muss vor Ort sein, um Lieferanten Zugang zum Lager zu verschaffen. Mit einer digitalen Zugangskontrolle sparen sich Unternehmen diese Personalkosten. Erreicht also unser Lkw mit den Automatikgetrieben das Werksgelände des Herstellers, öffnet der Fahrer über eine App die Schranke und anschließend das Tor zur Lagerhalle. Der kontrollierte Zugang per digitalem Schlüssel wird nur ihm persönlich für einen definierten Zeitraum gewährt, bis die Anlieferung abgeschlossen ist. Die Warenannahme des Herstellers wurde derweil bereits automatisch über die Lieferung informiert, als das digitale Frachtpapier an der Palette den Geofence um das Betriebsgelände erreicht hat.
Damit ihre Fahrer Zugang zu Kofferräumen von Technikerfahrzeugen erhalten, nutzt die GC-Gruppe das System Mobile Identity & Access (MIA). Bis abends bestellen Installateure über eine Onlineplattform alle Bauteile, die sie am nächsten Tag brauchen. Der Fahrer des Großhandelshauses findet und öffnet den Wagen des Installateurs über die MIA-App. So sind auch Nachtzustellungen mit vergleichsweise wenig Aufwand möglich.
Alle Informationen aus der gesamten Lieferkette – von der Fertigungshalle über den Transportweg bis zur Warenannahme – sind dank Blockchain-Technologie sowohl sicher als auch für alle Beteiligten in der Supply Chain transparent nachvollziehbar in der Cloud hinterlegt. Greifen beim Transport – wie bei einem Pkw-Getriebe – alle digitalen Rädchen ineinander, lassen sich Zeit, Personal und Geld sparen. Und die Logistik läuft wie am Schnürchen.
Weitere Informationen:
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Neugierig geworden? Hier geht's weiter:
Die passende SIM-Karte für jedes IoT-Projekt
Auf der Baustelle, in der Fertigungshalle und in Transport und Logistik sind SIM-Karten ein zentraler Bestandteil der Konnektivität. Je nach Einsatzgebiet muss eine IoT SIM daher spezielle M2M Anforderungen erfüllen.
Mehr Ladepunkte für mehr Elektromobilität
E-Autos boomen in Deutschland – die Zahl der Ladepunkte kommt nicht hinterher. Die Telekom treibt den Ausbau der Infrastruktur daher nun ebenfalls voran, mithilfe des Internet of Things.
Mit IoT Service Buttons zur Intralogistik 4.0
Weniger Kosten durch unnötige Leerfahrten, mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und Qualität: Mit diesen Zielen erarbeitete die Telekom eine IoT-Lösung für die Intralogistik des Chemieunternehmens BASF Coatings.
IoT und Bluetooth-Beacons machen den Bauhof digital
Immer wissen, wo der Hammer hängt: Wie das Bauunternehmen Otto Heil von seinem digitalen Asset-Management profitiert.