Mehr Transparenz mit dem digitalen Frachtpapier
Die Logistikbranche würde sich gerne komplett digitalisieren – etikettiert ihre Transportboxen aber immer noch mit Papieraufklebern. Das E-Label macht diesen Prozess jetzt effizienter und transparenter.
Zehntausend Seemeilen hat die Kiste mit Halbleiterplatten nun vor sich. Produziert wurden die Teile im südkoreanischen Hwaseong, wo der Kleinladungsträger – so der Logistikerbegriff – auch seinen ersten Warenbegleitschein bekam. Auf eine Palette gestapelt und in einen Container verfrachtet, tritt die Kiste ihre Reise vom Hafen in Busan nach Deutschland an. Im Hamburger Containerterminal wird der Begleitzettel nach dem Aus- und Umladen ausgetauscht; die Kiste erhält ein neues Label für den Transport per Lkw nach München. Dort angekommen, wird ein neuer Begleitschein mit Informationen für die Fertigungshalle aufgeklebt. Der Bearbeiter am Produktionsband nimmt die Box entgegen und trägt den Empfang händisch ins Warehouse-Management-System ein. Und das gerne in mehrfacher Ausfertigung. Ein umständlicher, fehlerbehafteter Prozess. Nicht selten gehen Lieferscheine verloren, sind falsch beschriftet, beschädigt oder schmutzig und damit unlesbar.
DIGITALER DURCHLAUF BEI CONTI
Digital läuft das deutlich effizienter. Die Continental AG (Conti) zum Beispiel, einer der weltweit größten Automobilzulieferer, hat in ihrer Intralogistik erfolgreich ein digitales Pendant zum Papieraufkleber getestet. Im Conti-Werk in Regensburg rotieren non-stop 20.000 Kunststoffkisten mit Elektronikbauteilen von Halle zu Halle – bisher begleitet von ebenso vielen Laufzetteln. Bei jeder Änderung musste ein Mitarbeiter ein neues Etikett ausdrucken und aufkleben. Mit der von T-Systems entwickelten Lösung Digital Label & Goods Tracking, einem digitalen und intelligenten Frachtpapier mit Anbindung an eine Cloudplattform, lässt sich dieser Prozess nun digitalisieren und dadurch effizienter und zuverlässiger gestalten.
Das Conti-Werk in Regensburg in Zahlen
- 2.400 Mitarbeiter
- 5.000 Paletten
- 8.000 Quadratmeter großes Werksgelände
- 20.000 Kleinladungsträger
- 100.000.000 Elektronikeinheiten jährlich
- 6.000.000.000 elektronische Bauteile pro Jahr
Das E-Label lässt sich einfach an Stapelbehältern, Paletten oder Containern anbringen und ist über Mobilfunk ins Internet der Dinge (Internet of Things / IoT) eingebunden. Das kleine Gerät besitzt ein energiesparendes E-Ink-Display sowie einen aufladbaren Akku und ist mit Sensoren bestückt. Per GPS erfasst das Label die Position der Ware. Ein Temperatursensor misst die Umgebungsbedingungen auf dem Transportweg, und ein Schocksensor registriert Erschütterungen. Fällt also unterwegs eine Kiste mit Elektronikteilen von der Palette oder stößt der Gabelstapler im Lager unbemerkt irgendwo an, erscheint ein entsprechendes Warnsymbol auf dem Bildschirm. Der Empfänger kann die Lieferung ablehnen oder die Kiste aussortieren und überprüfen. So gelangt kein beschädigtes Bauteil in die Produktionsstraße.
Die Vorteile papierloser Logistik
- Position und Zustand der Ware immer im Blick
- Digitale Ladepapiere, Begleitdokumente, Versicherungsscheine oder Bar- und QR-Codes direkt auf dem Display des E-Labels sichtbar
- Weniger manueller Aufwand
- Effizientere Prozesse in Logistik und Intralogistik
- Weltweit einsetzbar dank Mobilfunkanbindung
- Alle Informationen stets auf dem aktuellen Stand
- Supply Chain digital protokolliert und optimiert
- Umwelt- und ressourcenschonender als Papier
Zusätzlich kann auch der Lieferant eine SMS oder E-Mail über ein Schockereignis erhalten. Dafür ist das E-Label mit einem Mobilfunkmodul ausgestattet. Es sendet seine Daten in die Cloud der Dinge, die IoT-Plattform der Telekom. Dort sind alle Übergaben im Materialfluss definiert und Informationen zur Fracht hinterlegt – etwa wer im Falle einer Beschädigung benachrichtigt werden soll. Der Logistiker hat über eine Weboberfläche alle Kisten jederzeit im Blick und kann ihren Weg in Echtzeit verfolgen.
GEOFENCING FÜR DIE SMARTE INTRALOGISTIK
Das Display zeigt je nach Kundenanforderung Absender und Empfänger sowie einen Bar- oder QR-Code mit Informationen zur Ware. Per Geofencing ändern sich diese Daten dynamisch: Erreicht ein Lkw oder Stapler einen zuvor per GPS festgelegten virtuellen Zaun (Geofence), beispielsweise um ein Werksgelände oder eine Lagerhalle, wechselt automatisch der Adressat. So sieht etwa der Staplerfahrer immer aktuell auf dem elektronischen Warenbegleitschein, auf welches Fahrzeug er die Palette laden muss oder welche Produktionshalle auf die Lieferung wartet.
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Digital Label & Goods Tracking soll künftig über eine Schnittstelle der Cloud der Dinge direkt mit Warenwirtschaftssystemen kommunizieren. Sobald ein Lkw das per Geofence definierte Fabrikgelände erreicht, löst das E-Label dann beispielsweise sofort einen entsprechenden Eintrag im ERP-System des Kunden aus und stößt einen Service- oder Abholauftrag an. Die Vernetzung mit dem Internet der Dinge und der Cloud wird den Lieferprozess in der Industrie 4.0 weiter automatisieren und Unternehmen so Zeit und Personalkosten sparen.
Daniel Kunz
Expert Digital Marketing
Digitalisierung und das Internet of Things gehören zu den Lieblingsthemen von Daniel Kunz. Er ist seit 2017 bei der Deutschen Telekom und schreibt regelmäßig über Technologie-Trends und viele spannende Themen vor allem für den Handel und die Logistik-Branche.
Daniel Kunz
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