Selbstabholer: Smarte Datentonne mit Funksender
Um seine Datentonnen immer zum optimalen Zeitpunkt abholen zu können, hat der Logistik-Dienstleister Rhenus mit der Telekom eine smarte IoT-Füllstandsmessung entwickelt: den Level Checker.
Er ist einen Meter hoch und bietet 250 Liter Fassungsvermögen in blankpoliertem Aluminium – dennoch wird er meist übersehen: der Datenschutzbehälter, ein Klassiker im Büroumfeld. Hunderttausende dieser Tonnen auf Rädern stehen in deutschen Bürofluren und Kopierräumen. Ihre Aufgabe: vertrauliche Unterlagen in Papierform sicher aufbewahren, bis deren Vernichtung ansteht.
ABHOLZYKLEN OPTIMIEREN
Das wiederum ist die Aufgabe von Anbietern wie Rhenus SE & Co. KG. Der Logistik-Dienstleister aus Westfalen stellt seinen Kunden die Datentonnen zur Verfügung, holt sie wieder ab und entsorgt den Inhalt DSGVO-konform. Aktuell läuft dieser Prozess meist nach einem festen Zyklus, und genau hier sah Rhenus Optimierungsbedarf: Die Behälter sind zum Teil nur halb voll, an anderen Standorten dagegen laufen sie bereits über. Auch die Alternative ist nicht optimal: Hier muss ein Mitarbeiter des Kunden den Füllstand im Blick behalten und rechtzeitig bei Rhenus anrufen, um die Abholung der vollen Tonne zu beauftragen. Um diese Anrufe entgegenzunehmen, betreiben die Westfalen wiederum ein eigenes Call-Center.
Rhenus fehlte also eine automatische Information über die Füllstände seiner Behälter. Zwar gibt es digitale Füllstandsmesser am Markt, die sind jedoch für einen massenhaften Einsatz zu teuer. Außerdem arbeiten sie meist mit Ultraschall, einer energieintensiven Technologie – hier müsste also häufig die Batterie ausgetauscht werden. Die Lösung: Rhenus entwickelte mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML und T-Systems in den Fraunhofer Enterprise Labs in Dortmund (siehe Kasten) einen kostengünstigen Füllstandsmesser für Behälter der Aktenvernichtung.
Mit den Fraunhofer Enterprise Labs, gegründet 2013, betreiben neben dem Fraunhofer IML, Rhenus und der Telekom Unternehmen wie die Commerzbank, die European Pallet Association (EPAL), Dachser Logistics, die BMW Group, DB Schenker oder die Würth-Gruppe eine gemeinsame Forschungseinrichtung für Industrie und Wissenschaft.
Diesen sogenannten Level Checker befestigt Rhenus an der Papiertonne direkt unterhalb des Deckels. Sein Sensor ist ins Innere gerichtet und erfasst per Infrarot den Füllstand. Dabei sind verschiedene Messpunkte möglich (z.B. halbvoll, 60%, 80%). Das Funkmodul des Geräts befindet sich außen am Deckel. Für die Übertragung des Füllstands setzt das Gerät auf das Maschinen- und Sensorennetz NarrowBand IoT (NB-IoT): Dieser neue Mobilfunkstandard für das Internet der Dinge (Internet of Things / IoT) ist darauf ausgelegt, stromsparend kleine Datenmengen zu übertragen. Das Funkmodul lässt sich daher, je nach Sendefrequenz, bis zu fünf Jahre mit einer handelsüblichen Batterie betreiben. Außerdem funkt NB-IoT zuverlässig auch aus Fabrikhallen oder etwa Aktenarchiven im Keller.
ALLE TONNEN AUF EINEN BLICK
Der Level Checker sendet den Messwert je nach Kundenbedarf entweder in regelmäßigen Abständen oder füllstandsabhängig in die Cloud der Dinge, die IoT-Plattform der Deutschen Telekom. Dort ist hinterlegt, bei welchem Kunden, auf welcher Etage oder in welchem Büro welche Tonne steht und welches Funkmodul ihr im SAP-System von Rhenus zugeordnet ist. Der Disponent des Logistikunternehmens kann im Dashboard der Cloudplattform alle Behälter zum Beispiel nach Kunden oder Standorten gruppieren und bei jeder einzelnen Tonne den Füllstand sowie den Batteriestatus der Module einsehen.
Zusätzlich lassen sich Alarme definieren, etwa eine erste Benachrichtigung bei 60 und eine weitere bei 80 Prozent Füllstand. Die Alarme laufen per E-Mail oder über die API-Schnittstelle der Cloud der Dinge automatisiert ins ERP-Backend des Dienstleisters. So lassen sich die Routen der Abholfahrzeuge optimieren – Kundenstandorte werden erst angefahren, wenn die Behälter dort auch wirklich gefüllt sind. „Rhenus kann mit den Sensordaten punktgenau Abholungen und Entsorgungen planen“, sagt Rami Avidan, verantwortlich für das IoT-Geschäft bei T-Systems. „Unsere IoT-Plattform Cloud der Dinge stellt dafür die Daten nutzerfreundlich bereit. Prozesse lassen sich so leichter abbilden und steuern. Und Unternehmen können vorausschauend Kosten reduzieren.“
Die Vorteile der smarten Datentonne
- Universell und plug & play einsetzbar
- Optimiert und dokumentiert Abholprozesse
- Niedrige Kosten und Festpreis geben Kalkulationssicherheit
- Neue NB-IoT-Funktechnologie ermöglicht hohe Gebäudedurchdringung
- Industrietauglich dank robuster Hardware und Schutzklasse IP55
- Lange Laufzeit ohne Wartung und Batterietausch
- Komfortable IoT-Plattform lässt sich einfach in Backendsysteme integrieren

Digitale Füllstandsmessung: Der Level Checker wird im Deckel der Datentonne befestigt.
„Rhenus kann seinen Kunden so einen verbesserten Service bieten: Ist die Tonne voll, steht auch schon der Abholdienst vor der Tür“, sagt Dr. Werner Kremer, der Projektverantwortliche bei T-Systems. „Zu frühe – oder zu späte – Abholungen gehören damit der Vergangenheit an.“ Der Level Checker hilft aber nicht nur bei der Routenoptimierung. Die Komplettlösung aus Gerät, Konnektivität, IoT-Plattform und Service ist kostengünstig konzipiert für einen massenhaften Einsatz. So will Rhenus nach der ersten Testphase bis Ende 2019 bereits 100.000 Datentonnen mit den Sensoren ausstatten.
Weitere Informationen:
- Deutsche Handwerkszeitung: DSGVO – So vernichten Sie personenbezogene Unterlagen rechtlich sicher
- Datenschutz.org: Aktenvernichtung – Welche Vorgaben macht der Datenschutz für die Entsorgung?
Ümit Günes
Marketing Manager IoT
Seit 2015 arbeitet Ümit für die T-Systems und kennt sich in vielen Facetten des Internet der Dinge bestens aus. Er begeistert sich vor allem für Themen rund um die Digitalisierung der Geschäftswelt. Für den Blog berichtet er über neue Entwicklungen und Trends in der IoT-Welt, die für den Kunden einen echten Mehrwert bieten.
Ümit Günes
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Seit 2015 arbeitet Ümit für die T-Systems und kennt sich in vielen Facetten des Internet der Dinge bestens aus. Er begeistert sich vor allem für Themen rund um die Digitalisierung der Geschäftswelt. Für den Blog berichtet er über neue Entwicklungen und Trends in der IoT-Welt, die für den Kunden einen echten Mehrwert bieten.
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