Green Logistics mit IoT

12.08.2020 by Ümit Günes

Containerhafen aus der Vogelperspektive


 

Die Logistikbranche soll Lieferketten kostengünstig, effizient und nachhaltig gestallten.  Dazu vernetzt sie ganze Lieferketten für eine grüne Logistik über IoT-Technologien (IoT) – ein wichtiges Plus für die Umwelt und ein gutes Argument für die Kunden.

Wenn Äpfel, Bananen oder Mangos im Bauch eines Containerschiffes ihre weite Reise nach Deutschland antreten, schlummern sie viele Tage gut behütet in ihren Transportkisten. Niedrige Temperaturen und ein spezielle Zusammensetzung von Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und CO2 (Controlled Atmosphere, CA) sorgen dafür, dass die Früchte frisch und geschmacklich einwandfrei ihr Ziel erreichen. Mit dieser Methode der Grünen Logistik können viel mehr Waren die längere Reise auf dem Schiff antreten statt als Flugobst unterwegs zu sein. Das senkt den CO2-Ausstoß des Transportwegs erheblich.



Was versteht man unter Green Logistics?

Green Logistics steht für nachhaltige, umweltfreundliche Logistikstrategien, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Einkauf über Produktion und Lagerung bis zur Distribution – greifen.

Methoden wie diese helfen dem Supply Chain Management (SCM), wichtige Ziele zu erreichen, denn Lieferketten sollen vor allem kostengünstig und effizient sein. Jetzt zieht auch am Horizont dieser Branche eine neue Herausforderung auf: das Thema Nachhaltigkeit. Alle logistischen Prozesse eines Unternehmens sollen so ressourcenschonend und nachhaltig wie möglich zu gestaltet werden, angefangen beim Transport über die Immobilien bis hin zu Marketing-Maßnahmen. Die Telekom kennzeichnet beispielsweise besonders nachhaltige Produkte, Services und Initiativen mit dem Label „#GreenMagenta“. Gutes Beispiel ist der Endgeräte-Kreislauf für Smartphones: Die Bonner nehmen die Altgeräte ihrer Kunden zurück und bereiten sie entweder für den Wiederverkauf in einer kompostierbaren Verpackung auf oder recyclen die Rohstoffe des Smartphones. Mit dem Label macht der Telekommunikationsanbieter Kunden und Partner gezielt auf Projekte mit ökologischem und sozialem Mehrwert aufmerksam. Warum sollten Unternehmen sich des Themas Nachhaltigkeit annehmen? Dafür gibt es viele gute Gründe.

Warum ist Green Logistics wichtig? Das Klima, die Kunden und die Börse

  • Klima: Klimaschutz spielt CO2-Neutralität eine zentrale Rolle, insbesondere für Unternehmen die mit Emissionszertifikaten handeln.
  • Kunden: Kunden, Partner und Mitarbeiter erwarten zunehmend, dass ein Unternehmen aktiv an seiner Ökobilanz arbeitet und Umweltschutz ernst nimmt. 71 Prozent der deutschen Konsumenten bevorzugen grundsätzlich nachhaltige Produkte, so eine repräsentative Umfrage von InRiver, einem Anbieter von Product Information Management (PIM). Jeder zweite Verbraucher akzeptiert sogar einen höheren Preis, wenn deutlich erkennbar ist, dass ein Produkt aus recycelten Materialien besteht.
  • Die Börse: Für börsennotierte Unternehmen lohnt sich der Schritt hin zu Green Logistics neben dem Handel mit Emissionsrechten zusätzlich, denn Kapitalgeber wie Banken oder Anteilseigner schauen inzwischen genau hin, wie nachhaltig ein Unternehmen inklusive seiner Wertschöpfungsketten aufgestellt ist.

Was verursacht am meisten CO2 in der Logistik und im Supply Chain Management?

Die größte Quelle von CO2-Emissionen im Bereich der nachhaltigen Logistik ist der Straßengüterverkehr. Laut dem Factsheet „Emissionen in der Logistik“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) von 2018 haben drei Millionen deutsche Lkw mehr als neun Tonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben. Bei Stop-and-Go-Verkehr erhöht sich der Ausstoß jedes Trucks um satte 108 Prozent. Auch Seefracht und Logistikgebäude beeinflussen die Bilanz und verdeutlichen die Notwendigkeit von Green Logistics-Strategien für mehr Nachhaltigkeit in der Logistik. Ansätze zur Verbesserung gibt es viele:

  • Logistikunternehmen können Fahrzeuge verschiedener Größen und mit alternativen Antriebstechnologien oder regenerativen Kraftstoffen einsetzen.
  • Durch intelligente Routenoptimierung im Supply Chain Management lassen sich Leerfahrten minimieren und partielle Beladung reduzieren. Dies ist ein wichtiger Schritt für mehr Grüne Logistik.
  • Umweltfreundliche Transportwege wie die Schiene bekommen den Vorzug und eine angepasste Fahrweise spart Kraftstoff.
  • Ein smarter Materialfluss für die Produktion und nachhaltig gebaute und mit erneuerbaren Energien klimafreundlich betriebene Logistikstandorte helfen zusätzlich.

Green Logistics mit IoT-Vernetzung

Aber wie gesamte Lieferketten und Logistikprozesse effizienter machen? Hier kommen digitale, mobile Lösungen und das Internet of Things (IoT) ins Spiel. Mithilfe von Cloud-Plattformen sowie vernetzte Transportboxen, Frachtcontainer und Lkw machen alle Prozesse entlang einer Supply Chain transparent und ermöglichen, sie in Gänze global zu verfolgen. Zusätzlich überwachen mit dem Internet vernetzte Sensoren Temperatur, Erschütterung oder Beschleunigung und melden umgehend Probleme. Ein Beispiel: Ist die Lieferung Erdbeeren wegen einer Vollbremsung am Stauende beim Transport umgekippt und dem Endkunden nicht mehr zu verkaufen? Noch bevor der Lkw den Supermarkt erreicht, meldet die intelligente IoT-Anwendung allen Beteiligten den Vorfall. Der Lieferant prüft, ob er ad hoc Ersatz liefern kann, damit die Kunden im Geschäft nicht vor leeren Obstregalen stehen.

Die wichtigen Informationen zur Beschaffung stehen Supply Chain Managern über eine IoT-Plattform als strukturierte Daten und beinahe in Echtzeit zur Verfügung. Über Schnittstellen lassen sich die vernetzten Supply Chains auch an andere IT-Systeme anbinden: Fährt der frisch beladene Lkw vom Betriebshof, startet im ERP-System des Lieferanten automatisch der Rechnungslauf und das System erwartet innerhalb der nächsten 14 Tage den Zahlungseingang. Auch die Intralogistik profitiert von den via Internet vernetzten Softwaresystemen (ERP, Warehouse Management, Materialflussrechner, Datenbanken) und Anlagen (Hochregallager, Taschensorter). Hier helfen die gesammelten Daten dabei, den Wareneingang, Ein- und Auslagerung, Kommissionierung, Warenausgang oder die Retouren-Abwicklung zu überblicken und zu optimieren. Denn mit Trackern bestückte Güter lassen sich auch im Lager mit einer Genauigkeit von bis zu einem Meter lokalisieren. So sind Standort und Regal-Höhe genau bekannt. Verlässt die Ware einen definierten Bereich oder wird unberechtigt bewegt, erhält der Nutzer im System eine Meldung. Das Ergebnis sind kürzere, schnellere Transport- und Kommunikationswege, geringerer Energieverbrauch und dadurch mehr Umweltschutz – die Logistik wird zum integralen Bestandteil von Green Logistics.

Industrielle Digitalisierung nach dem Prinzip der Industrie 4.0 können der Logistik in puncto Nachhaltigkeit gute Dienste leisten, das bestätigen mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten der Bitkom-Studie „Digitalisierung Logistik“. Sie glauben, dass digitale Technologien helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren, das Transportmanagement nachhaltig zu gestalten und damit die Umwelt zu schonen.


 

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Ümit Günes
Ümit Günes

IoT Marketing Manager

Seit 2008 ist Ümit bei der Telekom tätig und verfügt über umfassendes Wissen in vielen Bereichen des Internet of Things. Sein besonderes Interesse gilt der Digitalisierung des Geschäftskunden. In diesem Blog teilt er aktuelle Entwicklungen und Trends aus der IoT-Welt, die für Kunden echten Mehrwert bieten.