IoT: Schlüsseltechnologie für grünen Strom

01.02.2021 by Pauline Batzer

Glühbirne mit einer Pflanze als Glühdraht vor einer grünen Landschaft.


Solarstrom, Windenergie, Blockkraftwerke: Energie aus erneuerbaren Quellen ist unverzichtbar, macht Stromerzeugung und -verteilung aber komplexer. Wie das Internet der Dinge hilft, den Energiehaushalt nachhaltig zu steuern.

Und jährlich grüßt das Murmeltier – 2020 war das am 22. August der Fall: Seit diesem Tag übersteigt die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen Angebot und Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen. Natürliche Reserven, die ab diesem Zeitpunkt verbraucht werden, können sich im laufenden Jahr nicht mehr regenerieren. Das heißt: Die Menschheit lebt auf Pump, verbraucht rund 50 Prozent mehr Energie als die Erde an natürlichen Rohstoffen hergibt.

Um diese Ressourcen zu schonen und den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu verringern, muss die nötige Energie aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Wasser kommen. Nur so lassen sich Treibhausgase verringern und fossile Rohstoffe schonen. Ein Anfang ist inzwischen gemacht: 2019 deckten in Deutschland erneuerbare Energien – überwiegend aus Wind und Sonne – bereits fast 43 Prozent des Energiebedarfs ab, Tendenz steigend.

Dezentralisierung der Energieerzeugung

Das heißt aber auch, dass traditionelles Energiemanagement  – wenige Kraftwerke versorgen viele Verbraucher – ein Auslaufmodell ist. Denn der Abschied von Strom aus großen Atom- und Kohlekraftwerken hat nicht nur Folgen für die CO2-Bilanz. Die Verlagerung der Stromproduktion zur Energieversorgung aus Windenergie, Solaranlagen und kleinere Blockheizkraftwerke kehren das bisherige Prinzip der Energieerzeugung und -versorgung um – von einem zentralen zu einem dezentralen Organisationsprinzip. Denn statt einiger weniger Groß-Kraftwerke erzeugen nun viele kleine Quellen wie Solarzellen oder Windräder Energie ins Netz, dessen Management – also auch die optimale Verteilung der dort durchgeleiteten Energie – dadurch wesentlich komplexer wird. Diese Transformation gilt es, für die Energiewirtschaft zu organisieren. Eine nachhaltige, aber auch zunehmend komplexe Aufgabe: Denn die Erzeugung von Energie aus Wind und Sonne lässt sich schon aufgrund der wechselhaften Witterungsbedingungen bei weitem nicht so zuverlässig im Voraus planen wie bei Kohle- und Atomstrom. Hinzu kommt: Es gibt tausende Windkraftanlagen und Sonnenkollektoren, die Strom erzeugen und ins Netz einspeisen. Dadurch ist das Management der Stromnetze ungeheuer schwierig geworden. Es fehlen echtzeitnahe Informationen über die erzeugte Strommenge.

Schlüsseltechnologie IoT: Vom Energie- zum Datenstrom

Hier kommt das Internet der Dinge ins Spiel: Das IoT kann diese Daten liefern, wenn jeder Stromerzeuger sie an eine Zentrale sendet, die Daten dort ausgewertet werden und idealerweise automatisiert die Stromnetze regeln. So entsteht ein IoT-Ökosystem. Um Windparks effizienter und zuverlässiger zu betreiben, entwickelt derzeit ein Projektteam ein KI-gestütztes System, das sämtliche relevanten Parameter und Messdaten innerhalb des Windparks bündelt und aufbereitet, um den aktuellen Betriebs- und Wartungszustand der einzelnen Anlagen zu rekonstruieren. Mit diesen Informationen lässt sich erkennen, ob bestimmte Komponenten bald ausfallen, und sie schon austauschen, bevor eine Windenergieanlage ausfällt.

Potenzial für neue Geschäftsmodelle

Laut einer aktuellen Gartner-Studie entwickelt sich das Internet of Things (IoT) zu einer Schlüsseltechnologie für die Überwachung und Orchestrierung des komplexen Energie- und Wasser-Ökosystems. Zudem wollen Verbraucher mehr Kontrolle über die Energiepreise und umweltfreundlichere Energieprodukte. Mit der Einführung von Smart Metering gewinnen Daten von Prosumern zunehmend an Bedeutung. Sie fungieren als Betreiber von Photovoltaikanlagen auf dem Dach und sind gleichzeitig auch noch Erzeuger. IoT-Devices wie Sensoren erzeugen den Großteil dieser Daten. Sie werden zwar nur lokal und für bestimmte Zwecke genutzt, bieten Energieunternehmen aber viele Informationen. Um für den Ausbau erneuerbarer Energien das Potential der Informationen nutzen zu können, müssen all diese Daten zusammenfließen und intelligent ausgewertet werden. Laut Gartner hat IoT deshalb das Potenzial, die Energie-Wertschöpfungskette in vier Schlüsselbereichen zu verändern: Es ermöglicht neue Geschäftsmodelle, optimiert die Anlagenverwaltung, automatisiert den Betrieb und digitalisiert die gesamte Wertschöpfungskette von der Brennstoffquelle bis zur kWh.

Energiewende bedingt Technologiewandel

Weniger die Installation von stromerzeugenden Kleinstanlagen, als ihre logische Verknüpfung, Einbindung und Steuerung stellt die Betreiber künftig vor große Herausforderungen. Die Energiewende geht also mit einem Technologiewandel im großen Stil einher. So funktioniert Smart Grid nur dann optimal und kapazitätssteigernd, wenn Daten über Erzeugung, Verbrauch und Netze in Echtzeit vorliegen. Das Internet of Things ermöglicht eine entsprechend schnelle Datenverarbeitung, selbst von den kleinsten Verbrauchern und Prosumern innerhalb des Netzes. Mit Hilfe des Internet of Things kommunizieren immer mehr Geräte im Haushalt mit dem Internet. Diese Geräte lassen sich wiederum mit einem Smart ­Meter ­Gateway, also einer Drehscheibe für die intelligente Steuerung von Verbrauchern, Erzeugern und Speichern in Haushalten oder Gewerbebetrieben, verbinden. Um das Potential der Informationen nutzen zu können, müssen also all diese Daten auf einer gemeinsamen Datenplattform zusammenfließen, um intelligent ausgewertet werden zu können.

Von der Einzelanwendung zum Ökosystem

Für die Übertragung der Daten aus dem Internet of Things stehen flächendeckende Fest- und Mobilfunknetze zur Verfügung. Mit neuen Technologien wie dem 5G-Netz lassen sich über das 5G-Netz direkt oder über 5G-Campusnetzwerke Daten sicher und zuverlässig in die Cloud übertragen. Dort stehen mittlerweile auf die Energiebranche zugeschnittene Software für Data Analytics und KI zur Verfügung – etwa Monitoring-, Analyse-, Prognose- oder Optimierungstools. Über Webbrowser und betriebseigene Rechenzentren kann auf die analysierten Daten zugegriffen werden. Damit steht der Energiewirtschaft für die Zukunft ein umfassendes IoT-Ökosystem zur Verfügung.

Wollen Sie mehr über IoT als Schlüsseltechnologie für grünen Strom erfahren? Laden Sie sich jetzt kostenlos die vollständige Gartner-Studie herunter.


 


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Pauline Batzer
Pauline Batzer

Project Manager IoT

2015 hat Pauline die Vielfalt der IoT-Welt für sich entdeckt. Seitdem hat sie sich intensiv mit dem Internet of Things beschäftigt und die unterschiedlichen Facetten des IoT in der Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Start-ups kennengelernt. Im IoT-Blog der Telekom schreibt sie über technologische Trends und Innovationen des Internet of Things, die in verschiedenen Branchen umgesetzt werden.