LichtWART: Es werde Licht – aber bitte nachhaltig

09.05.2023 by Annalena Rauen

Installation der Logos am Karlsruher Wildpark-Stadion © Declaro GmbH


 

Das Start-up LichtWART sorgt mit einer IoT-Lösung dafür, dass Lichtwerbeanlagen und Außenbeleuchtungen immer in der richtigen Intensität leuchten und Störungen frühzeitig bemerkt werden.

Der Karlsruher SC ist in der Fußball-Bundesliga angekommen – zumindest was das Thema Nachhaltigkeit betrifft. Mit der neuen Außenbeleuchtung des Wildpark-Stadions erfüllt der KSC bereits Vorgaben der ebenfalls neuen Nachhaltigkeitsrichtlinie der DFL: Darin legt die Deutsche Fußball Liga verschiedene Nachhaltigkeitskriterien fest, die künftig mit darüber entscheiden, ob ein Verein in den obersten beiden deutschen Ligen mitspielen darf.

Die Firma declaro aus Gütersloh ist auf Stadionwerbung spezialisiert und erkennt die Veränderungen im Markt. Wegen der steigenden Nachfrage nach Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Profisport setzt declaro in diesem Pilotprojekt auf die dynamische Lichtsteuerung des Herforder Start-ups LichtWART. Sowohl die XXL-Logos von Stadion und Sponsor als auch die über 600 Meter lange, blaue Leuchtkontur, die sich rund um die Karlsruher Spielstätte „Wildpark“ spannt, sind jetzt im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) vernetzt. Die Lichtwerbeanlagen lassen sich über die Cloud überwachen und leuchten bedarfsgerecht: Dadurch passt sich die Helligkeit der Anlage dem Umgebungslicht an. Das spart Energie und Stromkosten und verlängert die Lebensdauer der LEDs.

„Durch die hocheffizienten Werbeanlagen und die Steuerung aus der Cloud ist unser Kunde bestens für die Zukunft ausgestattet“, sagt Joschka Amtenbrink, bei declaro verantwortlich für die technische Weiterentwicklung der Werbeanlagen. „Bei diesem Projekt haben wir strenge behördliche Auflagen zur saisonalen Beleuchtung. Ohne eine cloudbasierte Lösung wäre die Neuprogrammierung aller Werbeanlagen ein sehr großer Aufwand.“

Nachrüsten, um vorausschauen zu können

Auch die prominente Lichtwerbeanlage von HanseMerkur im Hamburger Dammtor-Bahnhof hat LichtWART mit einem IoT-Modul bestückt – und zwar nachträglich. Die Retrofit-Lösung hat in den ersten zehn Monaten nach Inbetriebnahme (in etwa 6.000 Betriebsstunden) dank automatischer, bedarfsgerechter Anpassung der Lichtstärke 35 Prozent weniger Strom verbraucht als zuvor. Außerdem meldet sich das System automatisch bei Störungen und kann sich auch selbst abschalten, falls ein Buchstabe des Sponsor- oder Stadionnamens ausfällt – das dient dem Markenschutz.

Lichtwerbeanlage von HanseMerkus im Hamburger Dammtor-Bahnhof


 

Von der Tankstelle über Fast-Food-Ketten bis zum Kino: Lichtwerbeanlagen begegnen uns täglich an der Autobahn, im Industriegebiet oder in Großstädten. Wer verhindern möchte, dass seiner Werbetafel das Licht ausgeknipst wird, muss sich an strenge Auflagen in puncto Lichtverschmutzung wie etwa maximale Beleuchtungsstärken oder Vermeidung ungerichteter Abstrahlung zum Schutz von Anwohnern sowie Vögeln und Insekten halten. Zudem sind Leuchtreklamen für den jahrzehntelangen Betrieb konzipiert – viele senden ihre Botschaft also schon seit langer Zeit. Wartung und Reparatur der oft noch analogen Technik schlagen allerdings teuer zu Buche. Denn in der Regel verfügen die Anlagen nur über Zeitschaltuhr und Dämmerungsschaltung: Überwachung, Reinigung, Reparaturen und Anpassungen lassen sich also nur manuell vor Ort durchführen. Dazu bleiben Defekte und Störungen häufig lange unbemerkt.

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„Wirklich schwierig wird es, wenn eine ausgefallene Lichtwerbung dem Image des Kunden schadet“, sagt LichtWART-Gründer Gregor Giataganas. Durch defekte LEDs steht beispielsweise über einer Drogerie plötzlich Droge, aus KAFFEE wird vielleicht ein AFFE. „Die Folgen eines Ausfalls können sogar Umsatzeinbußen sein, etwa wenn Reisende auf der Autobahn den Hinweis am Werbeturm für die Raststätte nicht rechtzeitig erkennen.“

Mittelständler investiert in Digitalisierung von Lichtwerbung

LichtWART will dem ein Ende machen und beispielsweise analoge Anlagen ohne großen Installationsaufwand nachrüsten, aus der Ferne warten und Ausfälle zeitnah beheben. Die erforderliche Basis dafür schafft das IoT. 2020 wurde LichtWART als Tochterunternehmen von Bertelmann gegründet – einem Mittelständler, der deutschlandweit rund 2.000 Lichtwerbeanlagen konzipiert und montiert hat und sie regelmäßig wartet. Mit der Gründung von LichtWART will das Unternehmen zukunftsfähig bleiben und investiert in die Digitalisierung der Lichtwerbung. Als Digitalisierungsexperten holte sich Bertelmann die Telekom an seine Seite. Der Bonner Konzern realisiert die digitale Vernetzung für LichtWART-Lösungen. Die IoT-Cloud der Telekom übernimmt hier als Plattform eine entscheidende Rolle beim Lichtmanagement.

Zuverlässig leuchten für die Sicherheit

Außenbeleuchtungen haben auch sicherheitsrelevante Aspekte. Gut beleuchtete Einfahrten, Treppen oder Gehwege helfen unter anderem, Stolperfallen und Hindernisse besser zu erkennen. Eine ausreichende Beleuchtung auf Parkplätzen und in Tiefgaragen reduziert das Risiko von Diebstahl und Vandalismus. Eine bedarfsgerechte Beleuchtung in Parks und auf öffentlichen Plätzen hilft, Kriminalität zu verhindern, und ermöglicht es Menschen, sich auch in den Abendstunden sicherer in diesen Bereichen zu bewegen. Und in gewerblichen und industriellen Umgebungen ist eine gute Beleuchtung unerlässlich, um Arbeitsunfälle zu vermeiden und die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten.

So wie im Priwall-Yachthafen bei Travemünde: 300 Leuchten am Pier und entlang der Stege spenden dem Hafenmeister ausreichend Licht für seine nächtlichen Kontrollgänge. Fällt eine Leuchte aus, benachrichtigt das LichtWART-System automatisch den Betreiber. Die Telekom steuerte die zertifizierte Hardware, Konnektivität, SIM-Karten und ein auf LichtWART zugeschnittenes Dashboard in ihrer IoT-Cloud bei. Ein externer Gutachter der Port Authority der Stadt Lübeck hat die Sicherheit des Gesamtsystems attestiert.

Leuchten am Pier und entlang der Stege im Priwall-Yachthafen bei Travemünde


 

Predictive Maintenance: Reparatur ohne Verzögerungen

Beim Berliner Bogen in Hamburg geht es dagegen eher um die Optik. Auf einer Breite von rund 140 Metern überspannt das Gebäude ein kilometerlanges Hochwasserbassin. Vor allem nachts ist das architektonische Highlight ein Hingucker. Drei Lichtanlagen lassen den fast 40 Meter hohen Eingangsbereich des Berliner Bogens glanzvoll erstrahlen. Der Betreiber überwacht die Anlagen dank LichtWART-Modul komfortabel aus der Ferne per PC, Smartphone oder Tablet. Reparaturen sind schneller erledigt: Der Techniker kennt den Fehler, noch bevor er losfährt, und kann direkt das passende Ersatzteil mitnehmen.

„Die drei Lichtanlagen zu steuern und zu warten, ist jetzt viel einfacher. Sollte es doch zu einer Störung kommen, wird automatisch die Reparatur angestoßen: ohne Verzögerung, mit niedrigen Prozesskosten und geringem Personalaufwand“, sagt Dennis Peizert, zur Projektzeit Geschäftsführer von Hanselicht, dem Hersteller der Anlage des Berliner Bogens. Der Blick auf den Energieverbrauch überzeugt: Die smarte Lösung spart bis zu 40 Prozent Energiekosten.

Lichtwerbeanlagen an einem Standort des Batterieherstellers VARTA


 

Mittlerweile hat LichtWART auch alle 13 Standorte des Batterieherstellers VARTA mit neuen Lichtwerbeanlagen ausgestattet. „Die Technologie ermöglicht eine optimale Steuerung unserer Lichtwerbung und hilft uns dabei, Wartungs- und Betriebskosten zu senken,“ sagt Fabian Stock, Head of Corporate Development. „Außerdem werden Fehler in der Beleuchtung direkt an den Lieferanten der Logos gesendet, sodass das Problem umgehend gelöst werden kann. Auch die Reduzierung der Lichtverschmutzung durch die intelligente Steuerung war für uns ein überzeugendes Argument.“


 

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Unterschiedliche Gebäude im hellen Sonnenlicht.
Annalena Rauen
Annalena Rauen

Marketing Managerin IoT

2016 hat Anna erstmalig IoT-Themen bei der Deutschen Telekom begleitet. Seitdem betreut sie Kunden Use Cases unterschiedlichster Branchen – immer fokussiert auf den Nutzen, den das Internet of Things generieren kann. Im IoT-Blog beschreibt sie echte Anwendungsfälle und welchen Mehrwert diese Innovationen für die Marktakteure, deren Geschäftsmodelle oder gar ganze Branchen bieten.