Was ist das Internet of Things?

13.02.2023 by Dennis Nikles

Die Erde aus dem All, mit vernetzten Systemen visualisiert als Verbindungslinien.


 

Vernetzte Maschinen, Tracker für die Logistik, autonome Autos, Smart Home: Das Internet of Things hat viele Gesichter. Doch was ist das IoT überhaupt – und welche Vorteile bringt es Unternehmen und unserer Gesellschaft?
 

Was ist eigentlich das IoT?

Das werde ich oft von Menschen gefragt, die mit der Technologie in ihrem Alltag kaum zu tun haben. Dann muss ich ganz von vorne anfangen – und das will ich auch hier tun. Schon heute sind Milliarden Menschen miteinander vernetzt, mit täglich neuen Möglichkeiten für unser Leben. Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) macht das Gleiche mit Dingen. Und was heißt das jetzt genau? Für eine strikte Definition ist das Feld viel zu weit. Doch es kommt vor allem auf vier Kernkomponenten an, die uns im IoT-Kontext immer begegnen:

1.) Physische Objekte, die verbunden werden sollen:
Ob Paletten, Pakete, Autos oder Straßenlaternen: Es gibt viele Dinge, über die es sich mehr zu wissen lohnt, die wir vielleicht sogar selbst steuern oder steuern lassen wollen. Was wir aus dem IoT machen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie kreativ wir sind.

2.) Konnektivität:
Kein IoT ohne Verbindung. Hier gibt es viele Wege, die ans Ziel führen. Dafür kommt es auf stromsparende Funkmodule an den Geräten selbst an, aber auch auf die passende Funktechnologie.

3.) Sensorik:
Damit es etwas gibt, worüber die Dinge funken können, ist die richtige Sensorik der Schlüssel: Vom Thermometer über Beschleunigungssensoren hin zu Durchflussmessern, das IoT kann seine Umgebung auf viele Weisen erfassen. Und auch Aussagen über sich selbst treffen, etwa bei der Verschleißbestimmung.

4.) Plattform:
Das Internet of Things funkt nicht zum Selbstzweck. Erst mit einer Infrastruktur, die Daten verknüpft und daraus Erkenntnisse zieht, wird der Datenschatz auch gehoben.

Als Versuch einer Definition lässt sich zusammenfassen: Das IoT besteht aus physischen Objekten bzw. technischen Geräten, die selbstständig über das Internet kommunizieren. Dabei tauschen sie Daten über ihren eigenen Zustand oder Umgebungsparameter aus. So lassen sich Erkenntnisse gewinnen und Abläufe steuern.

Den Möglichkeiten solcher Systeme sind kaum Grenzen gesetzt, ein Patentrezept gibt es nicht. Und so bringt uns das Internet der Dinge in vielen Bereichen nach vorn: Nutzer erhalten neue Möglichkeiten, mit Technologie zu interagieren. Unternehmen können Produkte verbessern, effizienter produzieren und Abläufe transparenter machen. Und das hilft unserer Gesellschaft, nachhaltiger zu werden.

Welche Entwicklungen haben das IoT ermöglicht?

Das Konzept des Internet of Things stammt mit Blick auf die technische Entwicklungsgeschwindigkeit fast schon aus grauer Vorzeit. Bereits 1982 funkte ein Getränkeautomat an der Carnegie Mellon University ins Netz: „Hi, I'm the CMU CS Department Coke Machine!“. Durstige Internet-Early-Adopter konnten so auch den Füllstand des Automaten einsehen. Konkrete Entwicklungen hin zu dem Internet of Things, das wir heute kennen, folgten erst später. Dafür brauchte es einige technologische Voraussetzungen. Zum Beispiel diese hier:

  • IoT-Anwendungen mussten für die Datenübertragung zunächst – neben Datenleitungen – auf gängige Funkstandards wie GSM, WLAN oder Bluetooth zurückgreifen. Aktuellere, IoT-spezifische Funktechnologien wie NarrowBand IoT (NB-IoT), LTE-M, LoRaWAN, Sigfox und Zigbee haben ganz neue Anwendungsfelder erschlossen, insbesondere für die Machine-to-Machine- oder M2M-Kommunikation. Die passende Konnektivität ist für mich auch heute noch der Schlüssel zum Potenzial des IoT.
  • Auch die Funkmodule und Sensoren haben entscheidende Fortschritte gemacht. Der Einstieg wird stetig günstiger und energiesparende Hardware eignet sich für neue Anwendungsfälle, bei denen es auf geringen Stromverbrauch ankommt.
  • Das Hosting dedizierter IoT-Anwendungen in eigenen Rechenzentren ist für viele Unternehmen teuer und wartungsintensiv. Skalierbares Cloud Computing hat das IoT inzwischen zu einer Technologie für den Massenmarkt gemacht. Gigantische eigene IT-Systeme? Nicht länger nötig.
  • Mit zunehmend offenen Plattformen und mehr Standardisierung wird es für Unternehmen immer einfacher, die für sie passende IoT-Lösung oder -Anwendung zu finden und zu implementieren.
  • Big Data schön und gut, doch was nützen große Datenmengen, wenn sie ungenutzt bleiben? Mithilfe großer Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Deep Learning erhalten Unternehmen effektiv Einblicke in ihre Prozesse.
  • Insbesondere auf dem Privatkundenmarkt tragen neuronale Netze zur Akzeptanz des IoT bei. Ohne diese wären Alexa, Siri und vergleichbare digitale Assistenten bzw. Smart-Home-Geräte in unseren Haushalten wohl kaum so willkommen – in einer Umfrage in Deutschland von Statista aus 2022 gaben etwa 77 Prozent an, dass sie entsprechende Unterhaltungsgeräte besitzen.

Wie weit verbreitet ist das IoT?

Das Internet of Things ist nicht zu stoppen! Die Vielfalt des IoT zeigt sich auch in den Nutzungszahlen: Geschätzt mehr als 14 Milliarden vernetzte Geräte kommunizierten laut Branchenanalysten im Jahr 2022 weltweit miteinander. Schon 2021 waren es erstmals mehr IoT-Verbindungen als solche zwischen Computern, Smartphones und Servern. Und dieser Boom nimmt gerade erst Fahrt auf, denn die Zahl der Geräte sowie der Vernetzung wächst exponentiell. Die Zahl der verbundenen IoT-Geräte soll bis 2025 rund 27 Milliarden betragen.

Warum ist das IoT so wichtig?

Die gewaltigen Zahlen zeigen es bereits: Das Internet of Things hat sich zu einer der wichtigsten technologischen Innovationen der letzten Jahre entwickelt. Kein Wunder, denn eine nahtlose Kommunikation zwischen Menschen, Prozessen und Dingen war vorher so nicht möglich. Gleichzeitig werden die genutzten Lösungen immer erschwinglicher, die Anwendung komfortabler. Ob smarte IoT-Geräte für den Alltag oder hochspezialisierte Sensorik – je weiter digitale Technologien verbreitet sind, desto günstiger wird es, Hardware zu produzieren und entsprechende Software zu entwickeln und zu betreiben. Die vernetzten Dinge machen es immer einfacher, relevante Daten zu sammeln, auszuwerten und aktiv auf die jeweilige Situation zu reagieren, ohne dass dazu überhaupt noch menschliche Beteiligung nötig ist. Nehmen wir die Industrie als Beispiel: Eine vernetzte Produktionsanlage erkennt, wenn der Vorrat an Schrauben einen kritischen Schwellwert unterschreitet und löst eine Schrauben-Bestellung aus, damit das Fließband nicht stehen bleibt.

Bei solchen konkreten Fällen hört die Relevanz des IoT noch lange nicht auf: Denn das Internet of Things gibt auch anderen Technologien starken Vortrieb. Maschinelles Lernen, Digitale Zwillinge, Edge Computing – also die Datenverarbeitung direkt auf den Geräten – und Neural Networks sind nur einige neue Technologien, die von dem neuen Datenschatz nicht nur profitieren, sondern auf ihn angewiesen sind.

Mehr als Smart Home: Welche Vorteile hat das IoT?

Durch die Verbindung von Sensoren und Anlagen können Unternehmen digital einzelne Prozesse oder ganze Ablaufketten automatisieren und optimieren. Von der Analyse der IoT-Daten profitieren vor allem Branchen wie Produktion oder Logistik. So lassen sich etwa Maschinen auf Basis von Sensordaten frühzeitig warten, Kühlketten besser aufrechterhalten oder der Diebstahl von Waren durch einen Positionstracker frühzeitig bemerken. Mit künstlicher Intelligenz und anderen Technologien lassen sich die Möglichkeiten dabei noch erweitern. Doch nicht nur zur Vernetzung von Ding zu Ding trägt das IoT bei: Auch die Verbindung von Mensch und Maschine birgt großes Potenzial für die Zukunft. Mit der richtigen Schnittstelle und der Kombination aus Webportal, Cloud und Funkübertragung können Nutzer Geräte über große Entfernungen steuern und weltweit über ihren Zustand auf dem Laufenden bleiben. Das umfasst in Zukunft etwa die Steuerung von Fahrzeugen auf der anderen Seite des Planeten oder Fernoperationen in der Telemedizin.

Doch das IoT ist für mich keine reine Technikrevolution, sondern vor allem eine Businessrevolution. Der Grund: IoT-Lösungen verändern nicht nur die technischen Prozesse, sie erfordern einen grundsätzlichen Wandel in der unternehmerischen Denkweise. Das zeigt sich am besten bei einem Blick auf die einzelnen Branchen, in denen IoT-Lösungen zum Einsatz kommen:
 

Was leistet das Internet of Things noch?

  • Sicherheit am Arbeitsplatz
    Das IoT hilft auch, die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Die Sensorik informiert Mitarbeiter selbstständig über Notfälle und kann die Rettung selbst anstoßen. Das gilt für Minen, Ölfelder oder Chemiewerke, kann aber auch im Büro Leben retten, etwa über smarte Rauchmelder.
  • Landwirtschaft
    Auch als Internet of Agriculture bringt das IoT einen ganzen Sektor in die Zukunft. Etwa für die Überwachung von Vieh, beim Bewässerungsmanagement oder mit dem Einsatz von autonomen Drohnen für die Kartierung oder Bewässerung.
  • Katastrophenschutz
    Der Klimawandel zeigt immer öfter seine dramatischen Auswirkungen – etwa während des verheerenden Hochwassers im Ahrtal und anderen Regionen Westeuropas im Sommer 2021. Lösungen aus dem Internet der Dinge können die Natur zwar nicht beeinflussen, aber die Menschen vor Ort rechtzeitig warnen und so im besten Fall Schlimmeres verhindern.
  • Neue Geschäftsmodelle
    Gerade sprach ich vom Internet of Things als Businessrevolution. Tatsächlich lassen sich mit seiner Hilfe Geschäftsmodelle umsetzen, die es vorher so nicht gab. Hersteller von Anlagen wie Förderketten für Kraftwerke können ihren Kunden nicht nur die Geräte selbst anbieten, sondern auch Service wie Remote Maintenance: Aus der Ferne überwachen sie die Maschinen und sehen, wann genau Wartungs- oder Reparaturarbeiten nötig sind. Ausfälle und Leerlaufzeiten lassen sich so minimieren – ein Vorteil für Anbieter und Kunden.


Dieser kleine Exkurs in verschiedene Branchen und Anwendungsgebiete zeigt: Je stärker die Geschäftsprozesse und andere Abläufe auf Sensordaten basieren, desto größer und schneller realisiert ist der potenzielle Nutzen. Doch das Internet der Dinge ist so vielseitig, dass bei den Anwendungen kaum Grenzen gesetzt sind – und auch das Retrofitting, also die Nachrüstung der bestehenden Betriebsumgebung, ist eine effektive Option und kann sich lohnen.

Der Elefant im Raum: Ist das IoT sicher?

Es geht beim IoT nicht nur um Produktivität, Effizienz oder neue Bequemlichkeit für Anwender. Mit einer technologischen Innovation von dieser Größe gehen auch andere Fragen einher, die wir uns stellen müssen. Ganz vorne: die nach der IoT-Sicherheit und damit einhergehend dem Datenschutz. Als verantwortungsvoller Treiber des Wandels haben wir die Verantwortung, bei der Suche nach Antworten vorn mit dabei zu sein. Denn was im Internet vernetzt ist, ist eben auch immer potenzielles Ziel für einen Angriff. DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) sind nur eine von vielen IoT-Bedrohungen.

Wir bei der Telekom kommen den Sicherheitsanforderungen mit unserem Security Operations Center nach, um Verbindungen in der vernetzten Produktion bei vollem Datenschutz automatisiert auf Bedrohungen hin analysieren. Und auch offene Standards, ein rasant wachsender Markt für Cybersicherheit und Ende-zu-Ende-Ansätze helfen, Lösungen richtig und sicher zu integrieren. Und auch die weltweite Politik kommt den gestiegenen Anforderungen seit einiger Zeit nach. So etwa mit der einheitlichen Normierung von Standards für die IoT-Security durch die EU Agency for Cybersecurity oder durch das National Institute for Standards and Technology in den USA.

Quo vadis, IoT?

Damit wissen wir 18.000 Zeichen später auch ohne exakte IoT-Definition: Das ist also das Internet der Dinge. Ein enormer Raum der Möglichkeiten für Unternehmen vielfältiger Branchen, Menschen und die Gesellschaft allgemein – basierend auf mit Sensoren ausgestatteten Objekten mit Internetverbindung, die uns cloudbasiert neue Erkenntnisse liefern.

Wohin die Reise des Internet of Things geht? Ganz genau lässt es sich wohl kaum sagen. Aber es gibt IoT-Trends, die im kommenden Jahr und wahrscheinlich auch darüber hinaus zentral sein werden. Green IoT wird zum Beispiel noch wichtiger: Politische Vorgaben bezüglich der Nachhaltigkeit von Unternehmen werden strenger und zahlreicher, immer mehr Kunden und Partner erwarten aktiven Umweltschutz von Firmen. Das Internet of Things kann hier unter anderem die nötige Transparenz schaffen, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Und erlaubt es gleichzeitig, Zeit und Kosten bei Betriebsabläufen zu sparen. Künstliche Intelligenz (KI) – ohnehin ein Trendthema zur Zeit – wird auch das IoT weiter voranbringen. AIoT (Artificial Intelligence of Things) heißt das dann. Zu Hause könnte der smarte Kühlschrank erkennen, wann der nächste Einkauf fällig wird und ihn vielleicht sogar selbst anstoßen. Im Straßenverkehr könnte indes das Connected Car das beste Fahrerlebnis liefern – von automatischer Routenänderung bei Stau bis hin zur Navigation zum nächstgelegenen freien Parkplatz. Die Möglichkeiten des IoT im Privatleben wie auch für Unternehmen potenzieren sich durch KI geradezu. Auf der Seite der Konnektivität nimmt derweil die Bedeutung von Satellitennetzwerken zu (sogenannte non-terrestial networks) – das IoT im Weltall, sozusagen. Für uns als Telekom steht in jedem Fall fest: Wir bleiben niemals stehen. Und auch ohne Patentrezept bin ich gespannt, wohin uns unsere Kreativität in Zukunft noch bringt. OK Google? Mach das Licht im Arbeitszimmer aus.


 

Weltweite IoT-Konnektivität


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Dennis Nikles
Dennis Nikles

CEO Deutsche Telekom IoT

Dennis Nikles ist ein Fan digitaler Technologien. Ganz vorne dabei ist das Internet of Things. Dennis begeistert sich für die Frage, welche Vorteile das IoT bringt – für Unternehmen, den Mitarbeiter und den Endkunden. Er ist seit 2005 bei der Deutschen Telekom an Bord, seit 2017 als Head of IoT Global Sales & Commercials und seit 2021 als CEO bei der Deutschen Telekom IoT.