Auch in Krisenzeiten: So stärkt IoT die Lieferketten

05.04.2023 by Ümit Günes

Stilisierte Weltkarte mit Lieferketten-Darstellung, im Hintergrund ein Containerschiff im Hafen einer Stadt.


 

Wie können Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen das Internet of Things nutzen, um ihre Lieferketten zu optimieren? Ein Blick in die Praxis zeigt es.

Manchmal reicht bereits ein einzelnes Containerschiff, um die (Wirtschafts-)Welt auf eine Geduldsprobe zu stellen: Als die „Ever Given“ im Frühjahr 2021 havarierte und den Suezkanal in Ägypten eine Woche lang blockierte, waren die Auswirkungen verheerend. Mehrere Hundert Schiffe stauten sich, konnten ihre geladenen Güter nicht an ihren Bestimmungsort bringen. Und wenn die Lieferkette (Supply Chain) ins Wanken gerät und Rohstoffe oder Vorprodukte nicht den Weg zur Produktionslinie finden, setzen im Zweifelsfall Herstellungs-, Weiterverarbeitungs- und andere Prozesse aus. Dann wird es schnell teuer: Im Falle der Blockade im Suezkanal belief sich der Schaden Berechnungen zufolge auf rund 400 Millionen Euro in der Stunde.

Zahlen aus einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigen ebenfalls, wie kostspielig gestörte Lieferketten sein können: Zwischen Anfang 2021 und Mitte 2022 konnten deutsche Industriebetriebe Waren im Wert von rund 64 Milliarden Euro nicht produzieren – weil Zulieferer selbst Produktionsprobleme hatten, der Transport nicht reibungslos funktionierte oder die hiesigen Unternehmen bei der Beschaffung fehlerhaft kalkuliert hatten.

Es sind nur Beispiele für die Herausforderungen, die Unternehmen hinsichtlich ihrer Lieferketten heute bewältigen müssen. Ohne Transparenz, Effizienz, Resilienz und auch Nachhaltigkeit geht es nicht mehr, wenn Betriebe langfristig Erfolg haben möchten. Das Internet of Things (IoT) liefert ihnen dabei wertvolle Werkzeuge. Und das über ganz unterschiedliche Branchen und Anwendungsfälle hinweg.

Ortungssysteme für mehr Transparenz

Die Logistik ist die zentrale Branche in der Lieferkette, und mit Blick auf Deutschland ist die Straße dabei eindeutig der Verkehrsweg der Wahl: Laut einer vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) veröffentlichten Studie nahm der Straßengüterverkehr 2021 fast drei Viertel der gesamten Transportleistung hierzulande ein; Prognosen zufolge soll sich dies auch in der nächsten Zeit nicht ändern. Zu den Schwierigkeiten, vor denen Transportunternehmen täglich stehen, zählt unter anderem die Angabe einer möglichst genauen ETA (Estimated Time of Arrival, Ankunftszeit). Denn wo genau sich Waren oder Fahrzeuge gerade befinden, ob ein Stau oder eine Panne die geplante Fahrzeit hinauszögern, lässt sich nicht immer einfach transparent nachvollziehen. Die Folge: Prozesse am Empfangsort können sich verzögern und Mehrkosten entstehen.

Lieferketten transparent gestalten


Lieferketten transparent gestalten

Den genauen Überblick über die Lieferkette zu haben und zu behalten, ist für Unternehmen wesentlich, um resilient zu werden und langfristig erfolgreich zu bleiben. Das Internet of Things hilft, dieses Ziel zu erreichen.

Alle Infos zum Thema

Den genauen Überblick über die Lieferkette zu haben und zu behalten, ist für Unternehmen wesentlich, um resilient zu werden und langfristig erfolgreich zu bleiben. Das Internet of Things hilft, dieses Ziel zu erreichen.

Alle Infos zum Thema


 

Sowohl der Logistikdienstleister Dachser als auch die Stückgutkooperation IDS Logistik setzen inzwischen auf das Internet of Things, um die gewünschte Transparenz sicherzustellen: Die beiden Unternehmen haben ihre Wechselbrücken – spezielle Container für den flexiblen Warentransport via Lkw – digital vernetzt und können sie nun zuverlässig überall orten. Und das nicht nur in Deutschland, sondern bei Bedarf in ganz Europa. Das funktioniert mithilfe von Tracking-Modulen oder GPS-Trackern, die ihre Position entweder regelmäßig über Mobilfunk wie zum Beispiel LTE-M in die Cloud senden – oder direkt Echtzeit-Ortung ermöglichen. So können sie unter anderem die Ankunftszeiten zuverlässig voraussagen, wodurch sich die Abläufe in den eigenen Logistikzentren ebenso wie bei den Kunden optimieren lassen. Auch der Nachhaltigkeit gibt die IoT-Technologie einen Schub: Durch die gewonnenen Informationen können Betriebe unnötige Leerfahrten vermeiden und ihr Flottenmanagement verbessern. Der CO2-Ausstoß sinkt, die Effizienz steigt.

Potenzial für die Intralogistik

Und sind die Güter wie erwartet eingetroffen, hilft das Internet of Things dabei, die Intralogistik zu optimieren. Beispielsweise können Betriebe die Wareneingangskontrolle digitalisieren und elektronische Lieferscheine sowie Scanner nutzen. Fehler aufgrund von unleserlicher Schrift auf Papierscheinen oder gar verlorene Lieferdokumente gehören damit der Vergangenheit an. Im nächsten Schritt könnten dann autonome Logistikroboter die Waren an die gewünschte Stelle im Betrieb bringen – dank präziser Positionsbestimmung durch Lösungen wie Precise Positioning navigieren die Maschinen exakt über das Unternehmensgelände. Die mechanischen Helfer sorgen für mehr Effizienz, die wegfallenden Papierscheine schonen die Umwelt.

Green Logistics für die Umwelt – dank GPS

Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette zu etablieren ist aus ökologischen Gründen genauso wichtig wie aus ökonomischen und regulatorischen. Zum einen erwarten immer mehr Geschäftspartner, Investoren und Kunden eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie. Das geht so weit, dass viele Menschen in Deutschland Betriebe oder Marken meiden oder boykottieren würden, die diesbezüglich zu wenig Engagement zeigen, wie eine Umfrage von Statista von 2021 ergab. Zum anderen verpflichten Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) Unternehmen zunehmend, ihren Einsatz für mehr Nachhaltigkeit zu steigern und zu dokumentieren.

Wenn Logistikbetriebe ihren Fuhrpark ideal managen und unnötige Fahrten vermeiden, ist das bereits eine nachhaltig-effektive Maßnahme. Eine andere Möglichkeit ist es, auf E-Mobilität zu setzen. Das Berliner Start-up citkar etwa stellt E-Cargobikes her, mit denen Transportunternehmen und Lieferdienste unter anderem die letzte Meile umweltschonend bewältigen können, also die finale Zustellung von Waren. Eine IoT-Lösung mit GPS-Trackern und Cloud-Plattform macht die Nutzung der Fahrzeuge noch effizienter. Sie ermöglicht es, Daten über gefahrene Kilometer und Geschwindigkeit erfassen. So kann citkar ermitteln, wann die nächste Wartung fällig wird und Predictive Maintenance umsetzen. Ebenfalls in der Lösung inklusive: eine digitale Fahrzeugakte respektive digitale Scheckhefte, in denen beispielsweise Informationen zu bisherigen Wartungsarbeiten gesammelt werden. Das steigert Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit der E-Bikes und macht Green Logistics durch E-Mobilität attraktiver für Unternehmen.

IoT-Geräte (nicht nur) für die letzte Meile

Mit der letzten Meile kennt sich auch der Lebensmittel-Lieferdienst flaschenpost aus – und ebenso mit den Herausforderungen einer Lieferkette. Bis vor einiger Zeit fehlte den Prozessen im Unternehmen noch das letzte Quäntchen Resilienz: Zu Stoßzeiten konnten die IT-Systeme das hohe Bestellaufkommen über Webseite und App nicht bewältigen und das Versprechen, jede Lieferung in 120 Minuten abzuschließen, ließ sich nicht immer halten. Eine neue Cloud-basierte IT-Infrastruktur in Verbindung mit IoT-Wearables und -Handhelds für Kommissionierung und Auslieferung schaffte Abhilfe: Heute kann flaschenpost Marktschwankungen problemlos verarbeiten und auch große Bestellmengen leicht bewältigen. Das Unternehmen konnte so alle Prozesse von der Bestellung bis zur Auslieferung optimieren. Darüber hinaus nutzt flaschenpost eine KI-unterstützte Software zur Routenplanung, sodass die Fahrer stets den kürzesten oder schnellsten Weg nehmen können. So bleiben keine wertvollen Umsätze auf der Straße liegen.

Logistische Prozesse bedarfsgerecht steuern

Resilienz kann auch bedeuten, sich breiter aufzustellen und das eigene Geschäftsmodell zu erweitern. Das können Betriebe entlang der Lieferkette mithilfe von IoT-Technologie ebenfalls erreichen. Als die Sauerländer Ernst Meister GmbH ihre Tankfässer über das Internet of Things miteinander vernetzte, galt es zunächst, den administrativen Aufwand zu reduzieren und die Schmierstoffe bedarfsgerecht an die Kunden liefern zu können. Das ist auch gelungen, denn durch Ultraschall-Füllstandsmesser ist der Füllstand der Fässer bei den Abnehmern dem Familienunternehmen nunmehr immer bekannt. Weder müssen die Kunden anrufen, wenn sie Nachschub brauchen, noch rückt Ernst Meister mit neuen Schmierstoffen an, wenn in Wahrheit noch genug vorhanden ist.

Zugleich sorgte die IoT-Lösung dafür, dass der Betrieb aus dem Sauerland sein Geschäftsmodell ausbauen konnte. Erhält Ernst Meister etwa eine Neukundenanfrage, kann das mittelständische Unternehmen dank der Verbrauchswerte von vergleichbaren Bestandskunden besser eine Bedarfseinschätzung abgeben. Und da sich die Lieferungen zu den Kunden effektiver vorbereiten lassen, kann der Betrieb bei jeder Fahrt die Mitnahme von Alt-Öl einplanen und es am Ende umweltgerecht entsorgen – womit erneut die Brücke zu Nachhaltigkeit durch das Internet of Things und Green Logistics geschlagen wäre.

Egal ob GPS-Ortung, IT-Upgrade via Cloud oder Füllstandsmesser: Indem solche Lösungen Unternehmen entlang der Lieferkette erlauben, effizienter zu werden, helfen sie häufig auch dabei, Kosten zu senken. Angesichts von Inflation, gestiegener Energie- und anderer Kosten in den letzten Jahren ist das ein weiterer und buchstäblich wertvoller Vorteil.


 

Digital Supply Chain: smart, robust, erfolgreich


Digital Supply Chain: smart, robust, erfolgreich

Mit unseren IoT-Lösungen schaffen Supply Chain Manager umweltfreundliche Warenströme und steigern die Effizienz in der gesamten Wertschöpfungskette. Das Resultat? Kostenersparnisse, höhere Lieferzuverlässigkeit und zufriedenere Kunden.

Mehr zur Digital Supply Chain

Mit unseren IoT-Lösungen schaffen Supply Chain Manager umweltfreundliche Warenströme und steigern die Effizienz in der gesamten Wertschöpfungskette. Das Resultat? Kostenersparnisse, höhere Lieferzuverlässigkeit und zufriedenere Kunden.

Mehr zur Digital Supply Chain

Gestapelte Container in einem Containerhafen
Ümit Günes
Ümit Günes

IoT Marketing Manager

Seit 2008 ist Ümit bei der Telekom tätig und verfügt über umfassendes Wissen in vielen Bereichen des Internet of Things. Sein besonderes Interesse gilt der Digitalisierung des Geschäftskunden. In diesem Blog teilt er aktuelle Entwicklungen und Trends aus der IoT-Welt, die für Kunden echten Mehrwert bieten.