Zum Seiteninhalt
T IoT

Kritische Infrastrukturen (KRITIS): Schutz, Pflichten und betroffene Unternehmen

Kritische Infrastrukturen (kurz: KRITIS) sichern grundlegende Funktionen unserer Gesellschaft – von Energieversorgung über medizinische Betreuung bis hin zu IT und Kommunikation.

Gleichzeitig sind diese Infrastrukturen vielfältigen Gefahren ausgesetzt: Cyberangriffe, technische Störungen, Naturkatastrophen oder menschliches Versagen können jederzeit zu weitreichenden Beeinträchtigungen führen. Um Ausfälle mit weitreichenden Folgen zu verhindern, hat der Gesetzgeber klare Vorgaben zum Schutz dieser Systeme definiert. In diesem Artikel erfahren Sie, was kritische Infrastrukturen sind, welche Branchen betroffen sind und wie Sie feststellen können, ob Ihr Unternehmen dazugehört..

Stromkraftwerk mit Strommasten im Hintergrund

In Kürze

  • Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sichern essenzielle Grundversorgungen wie Energie, Wasser, Gesundheit, IT oder Verkehr – ihr Ausfall hätte massive Folgen für Gesellschaft und Sicherheit.
  • Unternehmen in KRITIS-Sektoren unterliegen strengen gesetzlichen Pflichten: von IT-Sicherheitsgesetz und KRITIS-Verordnung über die NIS-2-Richtlinie bis zum geplanten KRITIS-Dachgesetz, das auch physischen Schutz einbezieht.
  • Ob ein Unternehmen KRITIS-relevant ist, hängt von Faktoren wie Branche, Anlagengröße, Versorgungsgrad (z. B. >500.000 Menschen) und zentraler Steuerungsfunktion ab – mit NIS-2 wird der Kreis der betroffenen Firmen noch größer.

Definition: Kritische Infrastruktur der Bundesregierung

“Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“  - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 

Einfach ausgedrückt:

Kritische Infrastrukturen umfassen alle Güter, Dienstleistungen und Strukturen, die für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft unverzichtbar sind. Gemeint sind damit nicht nur Stromnetze oder Wasserwerke – auch Krankenhäuser, Rechenzentren, Verkehrsleitsysteme, Logistikzentren und Kommunikationsnetze zählen dazu. Ein Ausfall dieser Unternehmen oder Systeme gilt als kritisch, da er erhebliche Folgen für die öffentliche Sicherheit, Gesundheit oder Versorgung der Bevölkerung haben kann. Fällt beispielsweise ein zentrales Rechenzentrum aus, stehen im schlimmsten Fall ganze Verwaltungsbereiche oder Zahlungsdienste still.

Gesetzliche Grundlagen verstehen

Der Schutz kritischer Infrastrukturen ist in mehreren rechtlichen Regelwerken verankert. Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, unterliegen – je nach Branche, Größe und Relevanz – strengen Vorgaben. Folgende Gesetze und Verordnungen bilden den rechtlichen Rahmen für den Schutz kritischer Infrastrukturen in Deutschland: 
 

  • KRITIS-Verordnung (BSI-KritisV): Legt Schwellenwerte und Branchen fest, ab wann ein Unternehmen als KRITIS gilt. Sobald diese Schwellen überschritten werden, gilt das Unternehmen als KRITIS-relevant – unabhängig davon, ob es öffentlich oder privatwirtschaftlich organisiert ist.
  • IT-Sicherheitsgesetz: Verpflichtet KRITIS-Unternehmen zur Umsetzung von Mindeststandards im Bereich der Cybersicherheit.
  • NIS-2-Richtlinie (ab Oktober 2024 in nationales Recht überführt): Weitet die Pflichten auf weitere Sektoren sowie mittelgroße Unternehmen aus.
  • Geplantes KRITIS-Dachgesetz: Ergänzt erstmals Vorgaben zum physischen Schutz kritischer Anlagen, etwa durch Zugangskontrollen oder bauliche Sicherheitsmaßnahmen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt Unternehmen umfangreiche Leitfäden, Hilfestellungen und Checklisten zur Verfügung, um die Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen zu erleichtern. Auch der Bundesverband Kritische Infrastrukturen (BKI) informiert regelmäßig über neue Entwicklungen und praxisnahe Maßnahmenempfehlungen. 

Zudem unterstützt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Betreiber kritischer Infrastrukturen mit Szenarien, Übungen und Handreichungen zur Katastrophenhilfe – etwa bei flächendeckenden Ausfällen, Naturereignissen oder hybriden Bedrohungslagen.

Ähnlicher Use Case oder noch Fragen?

Einfach das Kontaktformular ausfüllen – wir melden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen.

KRITIS-Sektoren laut KRITIS-Gesetz

Je nach Branche und gesellschaftlicher Relevanz kann ein Unternehmen als KRITIS-Unternehmen eingestuft werden. Damit gehen spezifische Pflichten zur Absicherung sowie zur Meldung sicherheitsrelevanter Vorfälle einher. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) benennt derzeit neun offizielle KRITIS-Sektoren: 

  • Energie (Strom, Gas, Öl)
  • Wasser (Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung)
  • Informationstechnik und Telekommunikation
  • Gesundheit (Krankenhäuser, Labore, Pharma)
  • Ernährung (Produktion, Verarbeitung, Handel)
  • Transport und Verkehr (Schiene, Straße, Luft, Schifffahrt)
  • Finanz- und Versicherungswesen
  • Staat und Verwaltung (z. B. Polizei, Feuerwehr, Behörden)
  • Medien und Kultur (Rundfunk, Presse, Kulturgutschutz)

Ergänzend wird aktuell diskutiert, auch die Siedlungsabfallentsorgung als weiteren KRITIS-Sektor zu berücksichtigen. 

KRITIS-relevante Unternehmen: Typische Kriterien

Ob ein Unternehmen als KRITIS-Unternehmen gilt, ist eine entscheidende Frage, da damit gesetzliche Pflichten, technische Anforderungen und potenzielle Haftungsrisiken verbunden sind. Die Einstufung ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Branche, Unternehmensgröße, Systemrelevanz und erbrachte Infrastrukturleistung. Im Zentrum steht dabei vor allem die Frage: Wer wird wie stark versorgt?  

  • Anlagengröße bzw. Durchsatz
    Etwa die Megawatt-Leistung im Energiesektor, die Kubikmeterleistung bei Wasserwerken oder das Transaktionsvolumen bei Finanzdienstleistern.
  • Versorgungsgrad
    Werden mehr als 500.000 Menschen mit Strom, Wasser, medizinischer Versorgung oder Kommunikationsdiensten beliefert?
  • Zentrale Steuerungsfunktion
    Zum Beispiel Leitstellen, Netzwerke oder Plattformen, auf die andere Systeme angewiesen sind.

Je nach Branche gelten dabei unterschiedliche Schwellenwerte. Unternehmen, die knapp unterhalb dieser Grenzen liegen, sollten sich dennoch vorbereiten: Mit der Umsetzung der NIS-2-Richtlinie wird der Kreis der verpflichteten Organisationen deutlich erweitert. 

Ein häufig genutzter Richtwert lautet: Versorgt ein Unternehmen mehr als 500.000 Menschen mit kritischen Dienstleistungen, fällt es in der Regel unter die KRITIS-Regelung. 

TIPP: Betroffenheitsprüfung durchführen

Um zu überprüfen, ob Ihr Unternehmen gemäß § 28 betroffen ist, bietet das BSI eine  NIS-2-Betroffenheitsprüfung  an. Diese unterstützt Sie dabei festzustellen, ob Ihr Unternehmen unter die neuen Vorgaben fällt – und welche Maßnahmen erforderlich sind.

Welche Folgen drohen bei Nichtbeachtung?

Die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz kritischer Infrastrukturen sind verbindlich. Unternehmen, die als KRITIS-Unternehmen eingestuft werden und die geforderten Maßnahmen nicht umsetzen, müssen mit spürbaren Konsequenzen rechnen. 

  • Mit dem Inkrafttreten der NIS-2-Richtlinie und dem geplanten KRITIS-Dachgesetz verschärfen sich nicht nur die Anforderungen – auch der Sanktionsrahmen wird deutlich ausgeweitet. Hohe Geldstrafen, Fristsetzungen durch Aufsichtsbehörden und behördliche Anordnungen zählen künftig zum Standardrepertoire der Kontrollinstanzen.
  • Besonders relevant für die Geschäftsführung: Die persönliche Haftung rückt stärker in den Fokus. Wer als Führungskraft nachweislich keine angemessenen Sicherheitsmaßnahmen trifft oder deren Umsetzung nicht ausreichend kontrolliert, kann im Schadensfall zivil- oder strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. 

Kurz gesagt: Nicht zu handeln ist keine Option. Unternehmen sollten daher frühzeitig in IT-Sicherheit, Risikomanagement und Compliance investieren – um ihre Systeme ebenso zu schützen wie ihre Reputation. 

KRITIS-Unternehmen sollten jetzt ins Handeln kommen

Kritische Infrastrukturen sind systemrelevant und benötigen daher besonderen Schutz. Ob Stromversorgung, digitale Kommunikation oder medizinische Betreuung: Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, tragen eine besondere Verantwortung. Je nach Einstufung unterliegen sie klar definierten gesetzlichen Pflichten. 

Die zentrale Aufgabe für KRITIS-Unternehmen lautet daher: unter allen Umständen funktionsfähig bleiben. 

Moderne IoT-Lösungen unterstützen dabei, kritische Systeme nicht nur zu überwachen, sondern gezielt zu schützen. Sie ermöglichen es, Risiken frühzeitig zu erkennen, Prozesse zu automatisieren und gesetzliche Anforderungen effizient zu erfüllen – mit weniger Aufwand und mehr Sicherheit. 

IoT Connectivity

Ein Satellit umkreist die Erde, umgeben von rosa und blauen Datenströmen für globale IoT Connectivity

IoT Connectivity

Die richtige IoT-Konnektivität koordiniert IoT-Verbindungen plattformübergreifend, integriert Geräte und Daten via API und ermöglicht globale Kontrolle mit höchsten Sicherheitsstandards. Sie steuern Ihre IoT-Projekte flexibel, effizient und herstellerunabhängig.

Poträtfoto Annalena Rauen

Annalena Rauen

Marketing Managerin IoT

2016 hat Anna erstmalig IoT-Themen bei der Deutschen Telekom begleitet. Seitdem betreut sie Kunden Use Cases unterschiedlichster Branchen – immer fokussiert auf den Nutzen, den das Internet of Things generieren kann. Im IoT-Blog beschreibt sie echte Anwendungsfälle und welchen Mehrwert diese Innovationen für die Marktakteure, deren Geschäftsmodelle oder gar ganze Branchen bieten.

Neugierig? Jetzt mehr erfahren:

Telematik im Einsatz: Überblick für jede Branche

Telematik ist mittlerweile weitaus mehr als nur ein technischer Fachbegriff. Es ist eine Schlüsseltechnologie, die bereits zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen dabei unterstützt, den Überblick zu behalten und Prozesse zu optimieren. Wie Telematik funktioniert und in welchen Branchen sie bereits zum Einsatz kommt, erfahren Sie in diesem Artikel. Erfahren Sie mehr in diesem Blogartikel!

Zum Artikel