Smarte Glockensteuerung aus dem Internet of Things
IoT-Blog
Smarte Glockensteuerung aus dem Internet of Things
04.07.2023by
Annalena Rauen
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Das hessische Start-up smartcustos ermöglicht kleinen Kirchengemeinden mit einer smarten IoT-Lösung das Steuern des Glockengeläuts aus der Ferne.
Manchmal ergibt sich aus dem glücklichen Aufeinandertreffen einer interessanten Geschichte mit einer guten Idee ein neues Geschäftsmodell – so etwa bei der IoT-Glockensteuerung von smartcustos. Die Geschichte geht so: In der kleinen Kirchengemeinde Rohr im Südwesten von Thüringen macht sich eine ältere Dame tagein, tagaus bei Wind und Wetter auf den Weg zum Kirchhof, um für Messen und Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen das Glockengeläut zu aktivieren. Anschließend geht sie wieder nach Hause, nur um kurze Zeit später erneut zur Kirche aufzubrechen und das Läuten wieder zu beenden. Kai Kerwel, IT-Leiter des hessischen Maschinenbauers corosys, kommt diese Geschichte zu Ohren – und er hat die zündende Idee: Eine aus der Ferne programmierbare Glockensteuerung muss her.
Glocken steuern per Kalender-App
Kerwel und Kollegen gründen in Hofheim am Taunus, dem Sitz von corosys, das Start-up smartcustos (custos = lateinisch für Küster oder Hüter) aus und entwickeln ein smartes IoT-Steuergerät. Das funktioniert so: In der Box lassen sich Läut-Sequenzen einprogrammieren, die zu vorgegebenen Zeiten Start und Stopp der einzelnen Glocken steuern. Terminieren lässt sich der Vorgang über jeden digitalen Kalender via PC oder Smartphone. Das Glockenläuten startet und endet also automatisch pünktlich und mit der gewünschten Sequenz, ohne dass sich jemand auf den Weg zur Kirche machen muss. „Die proprietären Steuerungssysteme der großen Glockenbauer sind oft kompliziert und teuer“, sagt Kerwel. „Wir sprechen mit unserer einfachen Lösung explizit kleinere Kirchengemeinden an.“
Für Pfarrer, Küster oder ehrenamtliche Helfer entfällt mit der smarten Lösung die zeitraubende Aufgabe des Glöckners. Eine große Erleichterung in Zeiten, in denen Pfarrstellen zunehmend gekürzt und Kirchengemeinden zusammengelegt werden, so dass das Kirchenpersonal oft mehrere Kirchen betreuen muss. Termine für das Läuten der Glocken lassen sich jederzeit spontan ansetzen oder ändern. Muss der Pfarrer beispielsweise kurzfristig am Samstag eine Trauerfeier halten, trägt er den Termin in seinem Onlinekalender ein und das System programmiert automatisch das passende Glockengeläut.
„Das Läuten von Kirchenglocken aus der Ferne steuern – dieses Beispiel zeigt erneut, wie vielfältig sich das Internet of Things einsetzen lässt, um kleine und große Herausforderungen zu meistern.“
– Dennis Nikles, CEO Deutsche Telekom IoT GmbH
Möglich macht dies eine Vernetzung der IoT-Box über Mobilfunk der Telekom. Installationen, Kabel oder spezielle Software sind nicht nötig; das Gerät muss nur einmalig mit einer beliebigen Kalender-App gekoppelt werden. „Nach einer fünfminütigen Einweisung gelingt allen problemlos die Steuerung: Man muss ja nur einen Termin in seinen Kalender eintragen“, sagt Geschäftsführer Kerwel.
Effizient läuten, heizen und belüften
Und smartcustos bietet Kirchen weitere Vorteile: Zur Box gehört auch ein Sensoren-Set. Diese können im Kirchenraum, an der Orgel oder auch am Eingang platziert werden und messen Temperatur und Feuchtigkeit. Das im Steuergerät integrierte Mobilfunkmodul mit IoT-SIM-Karte der Telekom überträgt die Messdaten automatisch in die smartcustos-Cloud, wo sie vom Kirchenpersonal abgerufen werden können. Anhand der Daten lässt sich die Kirche präziser beheizen und belüften – das spart Energiekosten und gibt Aufschluss über wichtige Umgebungsdaten für Kunstwerke oder die empfindliche Orgel. Smartcustos plant darüber hinaus bereits eine smarte Heizungssteuerung (Climate), um auch diesen Prozess zu automatisieren. Damit ließe sich die Kirche vor jeder Messe punktgenau vorheizen.
„Die Mitarbeiter der Telekom haben viele Ideen beigesteuert“, sagt Kerwel. Weitere Anwendungsmöglichkeiten spielt das Start-up bereits durch: „Die Turmuhr können wir ebenfalls steuern – inklusive Zeitumstellung. Wir könnten auch Sirenen für den Katastrophenschutz auf dem Kirchendach installieren und mit unserem Adiutor verbinden. Denn Sirenenmasten wurden in den letzten Jahrzehnten großflächig abgebaut – aber eine Kirche steht noch in jedem Dorf.“
Neue Möglichkeiten mit vernetzten Produkten
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Smarte, vernetzte Produkte geben Einblicke in Kundenbedürfnisse, ermöglichen innovative Services und erschließen neue Umsatzquellen. Erfahren Sie, wie digitale Innovationen Ihrem Business ungeahnte Chancen eröffnen.
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2016 hat Anna erstmalig IoT-Themen bei der Deutschen Telekom begleitet. Seitdem betreut sie Kunden Use Cases unterschiedlichster Branchen – immer fokussiert auf den Nutzen, den das Internet of Things generieren kann. Im IoT-Blog beschreibt sie echte Anwendungsfälle und welchen Mehrwert diese Innovationen für die Marktakteure, deren Geschäftsmodelle oder gar ganze Branchen bieten.
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